Pragmatiker - Torsten Albig will neuer Ministerpräsident von Schleswig-Holstein werden

Pragmatiker

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 2 Min.

Über Kiel hinaus muss Torsten Albig seinen Bekanntheitsgrad in der Nord-SPD noch gewaltig steigern, will er sein Ziel erreichen, das da heißt Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Sein Netzwerk unter den Genossen ist bislang eher bescheiden – für eine Urwahl durch die Mitglieder zum künftigen Spitzenmann ein Umstand, den Albig verbessern muss. Als der Kieler Oberbürgermeister seinen Posten im Juni 2009 antrat, verkündete er noch, er wolle auf jeden Fall die sechsjährige Amtszeit erfüllen, doch da gab es noch keine angeschlagene CDU/FDP-Landesregierung und noch keinen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) quasi auf juristischen Abruf durch das Landesverfassungsgericht in Schleswig.

Die Art der Albig-Bewerbung als Spitzenkandidat für die vorgezogenen Landtagswahlen wirft indes auch ein bestimmtes Bild auf die SPD zwischen Nord- und Ostsee. Der Landes- und Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner, der Kritikern in der Vergangenheit immer vorhielt, dass sich ja personelle Alternativen zu ihm jederzeit bewerben können, hat von Albigs Ambitionen aus dem Rundfunk erfahren, denn der wollte zunächst seinen Kieler Kreisverband informieren. Er schnupperte durch seine Tätigkeit als Sprecher im Finanzministerium in die Bundespolitik und gilt als ein »Mann der Zahlen«. In seiner OB-Rolle mit einem riesigen Berg an kommunalen Schulden forderte der gebürtige Bremer Albig die Abschaffung der Bundesländer, erntete dafür aber kaum mehr als ein müdes Lächeln. Der 50-Jährige steht in seiner Partei, in die er 1982 eingetreten ist, für einen pragmatischen Kurs und gilt als kluger Analytiker.

Albig ist verheiratet, hat zwei Kinder und diente statt in der Bundeswehr zehn Jahre beim Katastrophenschutz. Er ist nicht der Volksfest-Typ wie Carstensen, »Bürgernähe« liegt ihm trotzdem nicht fern: Er mischt sich schon mal bei einem American Football-Spiel der Baltic Hurricanes unters Publikum. Er ist genauso für Jazz zu begeistern wie für eine Theaterpremiere oder einen Actionfilm. Zweimal im Jahr wird gefastet, einmal pro Woche ist Obsttag. Bei so viel Gesundheitsbewusstsein gönnt er sich zwischendurch auch eine Currywurst oder einen Hamburger. Bei wachsender Terminflut dürfte ihn Fast Food künftig häufiger begleiten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.