In Dorsten machen Jugendliche EU-Politik und rocken gemeinsam
Sechzig Schüler/innen aus Dorsten und seinen Partnerstädte Deutschland, Frankreich, Nordirland und Polen haben von Mittwoch bis Sonntag in Dorsten zusammen "gepowert". Die Arbeitsstimmung war multikulturell: Die Schüler/innen haben auf Englisch ihre Ideen ausgetauscht und verteiligt. Es ging um die Kultur, die Bildung und die EU-Migrationen, um die EU-Erweiterung und Bürgernähe, sowie um einen grenzübergreifenden Tierschutz. Die Frage der Solidarität in der Zeit der Wirtschaftskrise wurde auch gestellt. Den Jugendlichen wurde es immer klarer, dass sie eine Meinung haben und sich äussern wollen. Wie wäre es mit einer besseren Unterstützung der Jugendbeteiligung auf EU-Ebene? Und mit Wahlen ab 16 Jahre?
Mit ihrer Parlamentssimulation hoffen die Jugendlichen an der EU-Politik teilzunehmen. Sie haben Resolutionen verabschiedet, die an den Bürgermeister von Dorsten, Lambert Lückenhorst (CDU), eingereicht werden, mit der Bitte, diese nach Brüssel weiterzuleiten.
„Dieses Europäische Jugendforum ist eine Premiere: Für uns in Dorsten, für unsere Partnerstädte und auch für die aus dem europäischen Jugendparlament in Deutschland e.V., die die zweitägigen Sitzungen für die Jugendlichen aus vier unterschiedlichen Ländern organisieren und nicht wie üblich für Schulen in einer Region“, erzählt die Organisatorin Daniela Thoring vom Jugendamt Dorsten .
Ein Stück Europas wächst zusammen
Vier Nationen arbeiten zusammen: Deutsche aus Dorsten und Hainichen, Franzosen aus Dormans, Nordiren aus Newtownabbey und Polen aus Rybnik. Gemeinsam erleben sie den klassischen demokratischen Prozess mit Diskussionen und Meinungsunterschieden. Gemeinsam wollen sie auch Vourteile abbauen. Nur ein paar Clichés wurden erst erfüllt: Die Franzosen aus Dormans sprechen noch nicht ganz gut Englisch und zeigen sich etwas zurückgezogen. Ein gutes Bespiel für die Arbeitsgruppe „Kultur, Bildung und Migration“, welche Sprachkurse für eine bessere Integration der Migrant/innen in die EU forderte?!Erstaunt waren die anwesenden Mitglieder des Gemeinderats Dormans: Alles was die Jugendlichen denken: faszinierend! Dagegen war die Jugendbeteiligung in Politik den Iren und den Polen schon eher ein Begriff. „Newtownabbey aus Nordirland hatte ein Jugendparlement, sollte aber letztes Jahr wegen weniger Partizipation und vor allem kürzerem Budget diese Erfahrung beenden“, berichtet Daniela Thoring. „Unsere irischen Partner wollten dann wissen, wie es bei uns in Dorsten aussieht. Dies und die Kulturhauptstadt RUHR.2010 gaben uns den Impuls, die Jugendbeteiligung in unserer Lokalpolitik neu zu gestalten.“ Zwei Jahre lang wurde experimentiert und jetzt ist so weit: Im Herbst wird ein Gremium aus Delegierten aller Dorstener Schulen für zwei Jahre gewählt und verschiedene Formen von Partizipation für alle Jugendlichen werden weiterhin ermöglicht. Am Ende des europäischen Jugendforums in Dorsten wurde Jung und Alt klar: Die Jugendliche haben eine Meinung über Politik, welche ausgedrückt und gehört sein sollte.
Rocken auf der Halde
Mit dem Hören wurde es nun in den Spätstunden etwas schwierig: In Dorsten wurde nämlich nicht nur auf europäisch politisiert, sondern auch vernünftig gerockt: Auf der Hürfeld-Halde findet das „Dorstival“ statt. Ein Security-Mann ist in Erinnerung an die Love Parade in Duisburg etwas besorgt. Die Location des Rockfestivals ist aber wunderbar, von hier bis zur Mond und zurück.Auf der Halde rocken die Jugendliche, auf dem Marktplatz hören die Erwachsenen Jazzmusik. In dieser Woche steht Dorsten mit seinen „Local Heroes“ im Scheinwerferlicht . Es gehört zum Konzept der Kulturhaupstadt RUHR.2010: Eine Woche lang wird auf einer der 53 teilnehmenden Städten des Ruhrgebietes fokussiert. Damit möchte gern die Region ihre Vielfältigkeit an kulturellen Angeboten bekannt machen und die RUHR.2010 als Anlass für nachhaltigen Tourismus verwenden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.