Jonglieren am Laternenpfahl
Der Fußball-Freestyler Iya Traore begeistert in Paris die Touristen – in luftiger Höhe
Er kam für die Ausbildung nach Paris und verdiente sein Geld als Straßenkünstler. Heute gilt Iya Traore aus dem westafrikanischen Guinea als einer der besten Fußball-Freestyler weltweit. Auch Franz Beckenbauer hat ihm schon Komplimente gemacht.
Wenn Iya sich am Laternenpfahl hochzieht, bleiben die Touristen im Pariser Stadtviertel Montmartre stehen und staunen. Der junge Afrikaner verzieht dabei keine Miene. Den Ball hat er auf dem rechten Fuß abgelegt. Oben angekommen balanciert er die Kugel Richtung Kopf – und beginnt seine Show. Fußball-Freestyle erinnert an akrobatischen Breakdance mit Ball. Dafür setzt Iya den ganzen Körper ein, Kopf, Bauch, Rücken, Beine. »Natürlich habe ich immer ein bisschen Angst«, sagt Iya.
Er stammt aus Guinea und ist seit zehn Jahren in Frankreich. Fußball spielt er, seit er denken kann. In seinem Heimatland hat er früher mit Bällen gespielt, die er aus zusammengeknüllten Plastiktüten selbst gebastelt hat. »Aber im Freestyle war ich damals immer der schlechteste«, erinnert er sich. Sein Vater, der auf Pariser Flohmärkten afrikanische Kunst verkaufte, stand dem Hobby seines Sohnes erst skeptisch gegenüber. Er hatte Iya nicht zum Fußballspielen nach Frankreich geholt, sondern um ihm in Europa eine gute Ausbildung zu ermöglichen.
In Paris angekommen, fing der damals 14-Jährige trotzdem sofort mit dem Trainieren an. Bald kam er zum Fußballklub St. Germain, für den er immer noch spielt. Nebenbei übte er Ball-Kunststücke – in der Hoffnung, damit später Geld verdienen zu können. Er habe oft Heimweh gehabt, seine Eltern aber nicht enttäuschen wollen. »In Afrika denken die Menschen, Europa sei das Paradies. Aber für die Afrikaner, die hier leben, ist es das meistens nicht«, sagt Iya.
Auf Wunsch seiner Eltern studierte er Informatik, heute lebt er allerdings von seinen Einnahmen als Straßenkünstler. Seine Show zeigt er meistens auf dem Montmartre, acht bis zehn Stunden am Tag. An guten Tagen verdient der Freestyler damit bis zu 150 Euro.
2004 wurde er in einer französischen Fernsehsendung zum besten Freestyler der Welt gekürt und ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Auch auf Tournee ist er schon gegangen. Von den Einnahmen unterstützt er seine Familie. Seine Mutter und seine sechs Geschwister leben ebenfalls in der französischen Hauptstadt, der Vater ist mittlerweile wieder nach Guinea zurückgekehrt.
Sein schönstes Kompliment hatte ihm vor Jahren Franz Beckenbauer gemacht: Kurz vor der WM 2006 traf Iya die Fußball-Ikone auf einer Veranstaltung. »Beckenbauer sagte mir damals, er habe noch nie jemanden getroffen, der den Ball so kunstvoll beherrscht«, erzählt er mit Stolz.
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