Protestführer

Abdallah Abu Rahma erwartet in israelischer Haft die Verkündung seines Strafmaßes

  • Antje Stiebitz
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie – Protestführer

Die einen vergleichen den Palästinenser mit Mahatma Gandhi, die anderen wollen ihn weiter einsperren: Seit dem 24. August wegen »Aufstachelung« sowie »Organisation und Teilnahme an illegalen Protesten« verurteilt, erwartet Abdallah Abu Rahma heute die Verkündung des Strafmaßes durch ein israelisches Militärgericht. Bereits seit neun Monaten hinter Gittern, droht ihm eine langjährige Haftstrafe.

Der Lehrer, Vater dreier Kinder, geriet ins Visier der Israelis, als er den Widerstand gegen die Mauer- und Siedlungspolitik im Dorf Bil'in zu koordinieren begann. Durch einen Zaun wurde das Dorf von rund 60 Prozent seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche abgeschnitten. Auf den ehemaligen Feldern wurde eine israelische Siedlung errichtet. Der heute 39-jährige Abdallah Abu Rahma organisierte seit 2005 wöchentlich Demonstrationen an dieser Barriere und wurde zum Symbol friedlicher Opposition.

Bereits 2004 stellte der Internationale Gerichtshof fest, dass Israel den Mauerbau stoppen, die Barriere abreißen und Entschädigungen an die palästinensische Bevölkerung zahlen müsse. Die Vereinten Nationen ratifizierten das Gutachten, doch Israel ignorierte es. Das Dorf Bil'in wurde weltweit als Ort der palästinensischen Graswurzelbewegung bekannt.

Die Liga für Menschenrechte zeichnete Abu Rahma als Vertreter des Bürgerkomitees Bil'in und der israelischen Friedensaktivisten »Anarchisten gegen die Mauer« 2008 in Berlin mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille für die Verwirklichung der Menschenrechte und für Zivilcourage aus. Im Sommer 2009 traf Abu Rahma Erzbischof Desmond Tutu und Jimmy Carter, die dem Dorf einen Solidaritätsbesuch abstatteten. Und trotzdem: Ende 2009 drangen israelische Soldaten nachts in sein Haus ein und nahmen ihn fest

Die EU-Außenbeauftragte Catherin Ashton wies darauf hin, dass ihn der Schuldspruch hindere, sein legitimes Recht auf gewaltlosen Widerstand auszuüben. Nach Meinung internationaler Menschenrechtsorganisationen wurde Abu Rahma auf Grund erzwungener Geständnisse Minderjähriger verurteilt. Sie betrachten ihn als politischen Gefangenen und fordern seine bedingungslose Freilassung.

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