Großer Gefallen

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will die Wehrpflicht aussetzen. Damit kommt Unionskollegin Kristina Schröder, derzeit Familienministerin im schwarz-gelben Kabinett, in Zugzwang. Denn der Zivildienst ist an die Wehrpflicht gebunden. Die CDU-Ministerin will einen freiwilligen Zivildienst einführen, um die wegfallenden Stellen in den Sozialeinrichtungen zu ersetzen. Ihr neuester Vorschlag: Auch Senioren ab 60 können Zivildienst leisten. Die seien nämlich bis in ihr neuntes Lebensjahrzehnt gesund und fit. Wenn es nach Schröder geht, sollen bald grauhaarige Zivis andere Alte im Heim pflegen oder »Essen auf Rädern« ausliefern. Eine absurde Vorstellung.

Das Familienministerium will den Zivildienst unbedingt erhalten. Damit soll den Unternehmen ein großer Gefallen getan werden. Denn immerhin etwa ein Drittel der rund 90 000 Zivis ist bei gewinnorientierten Betrieben beschäftigt. Ihr Lohn beträgt etwa 500 Euro im Monat. Das sind etwas mehr als drei Euro pro Stunde – deutlich weniger als zum Beispiel der Mindeststundenlohn in der Pflegebranche von 8,50 in West- und 7,50 in Ostdeutschland. Setzt sich Schröder durch, werden auch die freiwillig Zivildienstleistenden ihre Arbeitskraft zu Schleuderpreisen verkaufen. Unter ihnen einige Senioren, die ihre Rente aufbessern wollen.

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