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Eine Kunst des Freiraums
Bildhauer-Symposium im Kurpark Bad Schandau
Es war der englische Bildhauer Henry Moore, der einmal sehr bestimmt betonte, dass die Skulptur eigentlich »eine Kunst des Freiraums« sei. Sie brauche Tageslicht und Sonnenlicht. Natur erschien ihm als ihr bester Umraum und ihre beste Ergänzung. Und es ist dies wohl auch ein Grundgedanke, der das Bildhauer-Symposium im Kurpark des sächsischen Bad Schandau beherrscht. Zum 10. Mal findet seit dem 6. September ein solches Symposium, das deutsche und tschechische Künstler vereint, im Kulturraum Elbtal-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge statt.
Das Ziel solcher Symposien ist es, den Bildhauern im grenznahen Bereich von Sachsen und Böhmen Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und beste Voraussetzungen für die Demonstration einer freiheitlichen, ja geradezu unbegrenzten Vielfalt bildnerischer Absichten zu bieten.
Der Charakter des Steins
Beim Material, das jedem beteiligten Künstler zur Verfügung steht, handelt es sich um den Sandstein, der im Elbsandsteingebirge gebrochen wird, ein außergewöhnlich feinkörniger Stein, der im Allgemeinen fest ist und tonige Bindemittel aufweist. Ein solcher Stein wurde bekanntlich für den Wiederaufbau der Frauenkirche verwendet. Bildhauer indessen bevorzugen eher einen weicheren Stein, und deshalb hat man sich hier in Bad Schandau für den grauweißen Sandstein aus den Cottaer Steinbrüchen entschieden.
Es ist die Materialgerechtigkeit, auf die es ankommt und die jeder Bildhauer zu berücksichtigen hat. Henry Moore sprach vom »Charakter des Steins«, vom »psychologischen Habitus«. Und es dürfte mithin interessant sein, wie die am Symposium beteiligten Künstler den Stein verstehen lernten, seine Struktur zu erkennen vermochten und auch die Grenzen des Materials, wenn man so will. Wenn es etwas gibt, in dessen Festigkeit und Unveränderlichkeit wir höchstes Vertrauen setzen, so ist es der Stein, der uns geradezu zum Symbol, ja fast zum Synonym für Dauer geworden ist.
Das Spektrum der Künstlerhandschriften ist in Bad Schandau breit gesteckt. Dietmar Gubsch (geb. 1941) aus Burkhardswalde, der älteste Teilnehmer und zugleich der Initiator des Symposiums, sucht in reinen Formen die absolute Objektivität. Er ist darin nicht unähnlich den russischen Konstruktivisten. Christa Donner (geb. 1958) aus Karsdorf schafft typisierte Gestalten voller expressiver Ausdruckskraft. Kornelia Thümmel (geb. 1971) aus Dresden gestaltet ursprüngliche Formen des Menschenbildes und arbeitet in kühnen Schnitten Leibliches heraus. Die beiden tschechischen Künstler, Jaroslav Reha (geb. 1945) aus Kutna Hora und Vaclav Litvan (geb. 1983) aus Cesky Krumlov, der jüngste Teilnehmer des Symposiums, zeigen, wie belebend das experimentelle kubistische Formengut sein kann. Funktionale Gestaltungen in Dingobjekten eines rätselhaften Seins, vereinfachte Embleme von Technik und Arbeitswelt.
Einsichten für Zuschauer
Wer den Künstlern über die Schulter schaut, hat Gelegenheit, Einsichten in einen ganz elementaren Teil der Kunst zu gewinnen. Der berühmte sächsische Sandstein, Rohstoff für Bildhauer seit eh und je, bereichert mit dem Formwissen von heute, dürfte, so ist zu hoffen, Sinnbereiche der modernen Kunst im deutsch-tschechischen Grenzraum erschließen helfen.
10. Künstler-Symposium 2010 im Kurpark Bad Schandau, Zuschauer sind willkommen. Abschlussfeier am 23. September 2010, 10 Uhr
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