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Traschtschani: Warten vor den Toren »Europas«
24 Stunden in einem belarussischen Dorf nahe der schwer passierbaren Grenze zu Litauen: Die einen preisen die paradiesische Ruhe, andere sehen das Paradies jenseits des Zauns
Sechs Uhr morgens. In Traschtschani, einem Dorf drei Autostunden nördlich von Minsk, geht die Sonne auf. Emilia Wolujewitsch sammelt die Eier im Hühnerstall ein, die sie später bei ihren Nachbarn gegen Brot eintauschen wird. Denn einen Lebensmittelladen gibt es in Traschtschani schon lange nicht mehr, keine Schule, keine Kirche, keine Polizeistation. Seit der Ort nicht einmal mehr von Bussen angefahren wird, sind viele junge Menschen weggezogen. Über 40 Häuser im Dorf stehen leer.
Mit ihren 77 Jahren fällt Emilia Wolujewitsch das Leben in Traschtschani immer schwerer. Ihr Holzhaus besteht aus einem Zimmer, ihre Schlafecke hat sie durch eine Anbauwand abgetrennt. Gekocht wird in der Diele. Die Toilette ist im Hof, genau wie die Badehütte. Vor allem im schneereichen Winter ist das eine Tortur. Deshalb verbringt sie jedes Jahr drei Monate bei ihrer Tochter. »Die lebt in Europa«, sagt Emilia Wolujewitsch. Es klingt wie das Paradies.
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