Disput um Divergenz

Problem mit Flugrouten offenbar lange bekannt

  • Haiko Prengel und Leticia Witte, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die umstrittenen Flugrouten vom künftigen Hauptstadtflughafen in Schönefeld sind offenbar schon seit langem bekannt. Bereits 1998 informierte die Deutsche Flugsicherung (DFS) das Brandenburger Verkehrsministerium über die mögliche »Divergenz der Abflugwege von 15 Grad« bei Parallelstarts, wie Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider am Samstag erklärte. Er bestätigte damit entsprechende Medienberichte.

Die Abweichrouten sorgen seit Wochen für Aufregung, weil die Maschinen größere Teile Berlins und weiterer Gemeinden im Umland überfliegen könnten als bislang angenommen. Auch der Berliner Senat war nach eigenen Angaben überrascht worden, als die Behörden Anfang September die Routen vorstellten. Zwar sei immer klar gewesen, dass ein »konkreter Vorschlag« noch kommen werde, sagte Senatssprecher Richard Meng am Sonntag. »Alle« habe aber überrascht, dass die Flugzeuge sich in zwei Richtungen in einem 15-Grad-Winkel voneinander entfernen müssten.

An diesem Montag wollen Flugsicherung und die Regierungen von Berlin und Brandenburg über die Flugrouten-Pläne diskutieren. Meng kündigte an, dass man die Interessen der Berliner Anwohner hart vertreten werde. Durch die bekannt gewordenen Abweichungen rückten die Routen näher an Zehlendorf, Lichtenrade und weitere Stadtteile heran. In Brandenburg wären Kleinmachnow und Stahnsdorf betroffen.

Die Grünen im Brandenburger Landtag wollen die Flugrouten zum Thema im Verkehrsausschuss machen. Bei der Sitzung an diesem Donnerstag müsse geklärt werden, »wer wann von welchen Flugroutenplanungen gewusst hat und warum die Bekanntgabe der Flugrouten nun für so ein großes Tohuwabohu sorgt«, sagte der umweltpolitische Sprecher Michael Jungclaus. Er sprach von »fatalen Kommunikationsdefiziten« zwischen Deutscher Flugsicherung, Landesbehörden und Flughafengesellschaft. Die Bürger fühlten sich »zu Recht verschaukelt«. Jungclaus ergänzte: »Nun wird immer deutlicher, dass die Standortentscheidung für Schönefeld eine gravierende Fehlentscheidung war.«

Auch Brandenburgs Verkehrsstaatssekretär Bretschneider äußerte »großes Verständnis« für die Bürgerproteste. »Es kommt darauf an, dass möglichst wenig Lärm verursacht wird.« Was die Flugrouten anbelangt, habe nicht die Politik, sondern die DFS das letzte Wort. Wann entschieden wird, sei offen. »Ich hoffe, dass wir am Ende eine Lösung haben, die möglichst viele zufriedenstellt.«

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -