»Pioniere« sollen Tempelhofer Feld erschließen
Junge-Reyer stellt Leitbild und Zwischennutzungen für einstigen Flughafen vor
(ND). Auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof hat Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer gestern die ersten Pionier- und Zwischennutzer vorgestellt. 19 Projekte sollen zunächst auf dem Tempelhofer Feld ihre Ideen umsetzen. Ausgewählt wurden solche, die die Entwicklung der Tempelhofer Freiheit fördern, attraktive Angebote für Erholung- und Freizeitsuchende schaffen oder neue unternehmerische, soziale und kulturelle Ideen umsetzen. Insgesamt bewarben sich in der ersten Phase des Verfahrens 138 Projekte.
Für die Nutzung stehen den sogenannten Raumpionieren derzeit an drei Standorten Flächen von insgesamt acht Hektar zur Verfügung. Die Nutzungen passen zu der Ausrichtung der einzelnen Pionierfelder mit ihren thematischen Schwerpunkten. Vorgesehen sind etwa BMX- und Skateparcours, ein Kletterturm und gemeinschaftliches Gärtnern auf der Neuköllner Seite. Nahe dem Eingang Columbiadamm soll es künstlerisch verfeinertes Mini-Golf geben und neue Sportarten wie das mit dem Rugby verwandte Jugger. Shaolin-Mönche führen in Zen-Buddhismus, Kampfkünste und traditionelle chinesische Medizin ein – der Probelauf für einen festen Shaolin-Tempel. Am Tempelhofer Damm sind ein Testzentrum für Elektro-Fahrräder, eine Ausstellung über die angestrebte Internationale Bauausstellung Tempelhof und Lernspiele für Kinder und Erwachsene vorgesehen.
Die ersten Raumpioniere spiegelten somit die Vielfalt wider, die auf dem Tempelhofer Feld künftig zu finden sein wird, hieß es aus der Senatsverwaltung. Die Projekte, die aus den Bereichen Elektromobilität, Sport und Gesundheit kommen, sollen pädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche aus den benachbarten Kiezen machen und globale Zusammenhänge mit Mitteln der Kunst erklären. Sie würden somit kulturelle Freiräume und Bildungsangebote schaffen und zur Integration beitragen, so die Intentionen. Senatorin Ingeborg Junge-Reyer: »Bei der Entwicklung der Tempelhofer Freiheit setzt Berlin auf eine breite öffentliche Beteiligung. Es gibt Freiraum für insgesamt 200 Pioniere. Durch ihre vielfältigen Ideen entsteht ein Labor für neue Entwicklungen für die Stadt der Zukunft.«
Erste Projekte können schon in diesem Herbst starten, die meisten werden jedoch nach dem Winter beginnen. Interessierte können sich weiter bewerben. Informationen dazu gibt es unter www.stadtentwicklung.berlin.de. Die Zwischennutzungen am Tempelhofer und Columbiadamm sind bis 2013 vorgesehen, an der Oderstraße ist bis 2016 Zeit. 2013 rücken auf Teilen des früheren Flugfeldes Bagger an, 2017 soll auf dem Gelände die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) stattfinden. Eine Parklandschaft für 60 Millionen Euro soll entstehen, die größer ist als der Tiergarten.
Für die städtebauliche Entwicklung und die Formulierung eines Leitbildes hat der Senat mit der Adlershof Projekt GmbH einen erfahrenen Entwicklungsträger beauftragt. Dessen Mitarbeiter des Geschäftsbereichs »Tempelhof Projekt« haben dafür in den letzten zwölf Monaten fast 150 Interviews mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Religion und Sport geführt, Workshops veranstaltet und Expertenmeinungen angehört. Laut Leitbild soll am Tempelhofer Damm ein Bildungsquartier entstehen, in dem sich Institutionen der Aus- und Weiterbildung ansiedeln können. Unternehmen aus dem Bereich der sauberen Zukunftstechnologien bietet das Tempelhofer Feld Flächen entlang der Stadtautobahn. Der Tempelhofer Park soll als Sport- und Erholungsort genutzt werden und am Columbiadamm ein Gesundheitsquartier mit Präventions- sowie Rehabilitationsangeboten und medizinischer Wellness entstehen.
Bis Mitte September wurden bereits eine Million Besucher auf dem Feld gezählt.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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