Bäckerei schließt nach Wallraff-Text
Autor will entlassenen Mitarbeitern helfen
Stromberg/Mainz (dpa/ND). Eine Großbäckerei im Hunsrück, die nach einer Recherche des Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff in die Kritik geraten war, stellt ihre Produktion ein. Entsprechende Medienberichte bestätigte der Geschäftsführer des Unternehmens aus Stromberg am Donnerstag. Betroffen seien 23 Mitarbeiter. Zur Frage nach den Gründen erklärte der Geschäftsführer, es handele sich um eine »Entscheidung des Inhabers und Unternehmers, der auf eine Fortführung des Betriebs verzichten möchte«.
Der Inhaber muss sich laut Staatsanwaltschaft am 21. Oktober dieses Jahres wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht Bad Kreuznach verantworten. Ihm wird vorgeworfen, Mitarbeiter nicht ausreichend über Sicherheitsvorkehrungen und -vorschriften belehrt zu haben. Weil der Mann Einspruch gegen einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft eingelegt hatte, kommt es zur Hauptverhandlung.
Die Staatsanwaltschaft hatte auf einen Bericht Wallraffs hin ermittelt. Wallraff hatte vier Wochen lang als verdeckter Reporter in der Fabrik in Stromberg gearbeitet und 2008 im »Zeit«-Magazin berichtet, er habe wie seine Kollegen mehrfach Brandverletzungen erlitten. Zur Frage, ob die Schließung mit dem Wallraff-Bericht zusammenhänge, erklärte der Geschäftsführer: »Die Angelegenheit Wallraff hat den Inhaber und seine Familie belastet und tut das noch immer. Diese Tatsache hat sicherlich bei der Entscheidungsfindung eine Rolle gespielt.« Nach Angaben des Südwestrundfunks will Wallraff seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus der Großbäckerei finanziell unterstützen.
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