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Selbstbewusst

FRAUEN IN DER DDR

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine gelernte DDR-Frau schafft das. Hinter dieser Redewendung steckt Selbstbewusstsein. Da ist die Gewissheit, improvisieren zu können und mit Geschick aus einer keineswegs perfekten Situation etwas zu zaubern, worüber andere sich manchmal nur wundern können. So locker ist das in einem wissenschaftlichen Buch natürlich nicht zu finden, aber zwischen den Zeilen steht es auch.

Frauen in der DDR nutzten ihre Chancen zur Selbstverwirklichung, schreibt Helga E. Hörz. Die Philosophin und Ethikerin doziert nicht. Sie erklärt. Das ist angenehm und durchdacht. Sie hofft, dass kommende Generationen Bücher wie ihres vorurteilsfrei lesen werden, um mehr über diesen Abschnitt deutscher Geschichte zu erfahren, über das deutsche Land, in dem über 90 Prozent der Frauen berufstätig waren und sich bildeten, obwohl sie Kinder hatten.

Um den Werdegang bis dahin erklären zu können, geht die Autorin weit zurück in die Geschichte. Karl Marx hatte bereits im »Kapital« festgehalten, dass die Erwerbstätigkeit der Frau einst »die neue ökonomische Grundlage für eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses beider Geschlechter bilden« werde. Die Autorin würdigt die Verdienste von Vorkämpferinnen und Vorkämpfern für die Rechte der Frauen. Sie beschäftigt sich mit den Wesenszügen des Patriarchats. Beim Feminismus ist es ihr jedoch wie an anderen Stellen im Buch wichtig, auf die Anerkennung unterschiedlicher Biografien von Frauen in Ost und West zu verweisen. »Die Bedingungen, um Frauenrechte als Menschenrechte immer besser durchzusetzen, waren in der DDR für Frauen günstiger. So viel sollte allen unvoreingenommenen Lesern klar sein.«

Helga E. Hörz arbeitete 15 Jahre ehrenamtlich in der UNO-Kommission »Zum Status der Frau« mit und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass es der Strategie eines Staates bedarf, Frauen und damit Familien besonders zu fördern – oder nicht. Sie schildert, welche Bedingungen und Gesetze in der DDR von den 50er Jahren an für die Gleichberechtigung geschaffen werden mussten und erinnert an die Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten für Kinder, an Ferien- und Trainingslager ohne viel Geld von den Eltern.

Vom Himmel auf Erden für Frauen in der DDR erzählt das Hörz-Buch aber nicht. Immer wieder ist von Unzulänglichkeiten und Rückschritten die Rede. Als Beispiele für die philosophisch-kulturellen Auseinandersetzungen um Frauenbilder bezieht sich die Autorin auf Werke der Schriftstellerinnen Renate Feyl, Brigitte Reimann, Christa Wolf, Irmtraud Morgner und Helga Königsdorf. Von ihnen kamen und kommen keine rosa-roten Geschichten. Dafür wurden und werden sie geliebt. So bleiben Erfahrungen von DDR-Frauen lebendig und werden weitergegeben. Wie auch mit diesem Sachbuch, das auch Zeitzeugen bemüht. Auch in Redewendungen. Siehe oben.

Helga Hörz: Der lange Weg zur Gleichberechtigung. Die DDR und ihre Frauen. Trafo Verlag. 262 S., br., 19,80 €.

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