Gnadenlose Gesetzeshüter

Algeriern droht Gefängnis wegen Essens und Trinkens im Ramadan

  • Abida Semouri, Algier
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Weil sie im Fastenmonat Ramadan am helllichten Tag gegessen und getrunken haben, drohen zwei Algeriern jetzt Gefängnisstrafen. Die Staatsanwaltschaft hat in dem Prozess, in dem am heutigen Dienstag das Urteil erwartet wird, drei Jahre Haft wegen »Angriffs auf die Gebote des Islam und Gefahr für die öffentliche Ordnung« gefordert.

Den Bauarbeitern Salem Fellak und Hocine Hocini wird vorgeworfen, am zweiten Tag des Ramadan in ihrer Mittagspause auf einer privaten Baustelle mehrere Schluck Wasser zu sich genommen und von ihren belegten Broten abgebissen zu haben. Die Beweisstücke wurden bei der öffentlichen Sitzung im Städtchen Ain El Hammam vom Untersuchungsrichter präsentiert.

Dass zum Zeitpunkt des Verbrechens 40 Grad im Schatten herrschten, konnte den gnadenlosen Gesetzeshüter nicht erweichen. Auch dass der Islam in Härtefällen – und dazu gehört Schwerstarbeit – Ausnahmen erlaubt, interessiert das Gericht offenbar nicht. Nicht einmal die Tatsache, dass die Verfassung jedem Bürger Religionsfreiheit garantiert, wurde bisher in der Verhandlung berücksichtigt. Dies beträfe zumindest den 47-jährigen Hocini, der sich offen zum christlichen Glauben bekennt. Er und sein 13 Jahre jüngerer...


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