Kein Urteil nach Überfall auf Club?
Staatsanwalt kommt Rechten entgegen
Cottbus (epd/ND). Nach einem rechtsextremen Überfall auf einen Jugendclub im südbrandenburgischen Cottbus 2005 wird der Strafprozess gegen drei Angeklagte möglicherweise ohne Urteil enden. Die Staatsanwaltschaft sei bereit, der Einstellung des Verfahrens unter Auflagen wie Geldbußen für die Täter zuzustimmen, wenn die Angeklagten Geständnisse ablegen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Montag in Cottbus. Ein Entgegenkommen der Staatsanwaltschaft gegenüber den Angeklagten wegen der langen Verfahrensdauer sei jedoch nur unter diesen Voraussetzungen denkbar, sagte die Sprecherin. Das Landgericht Cottbus will am Mittwoch erneut verhandeln.
Der Verein Opferperspektive kritisierte die mögliche Einstellung des Verfahrens. Damit werde ein falsches Signal an die Täter wie die Geschädigten sowie an alternative Jugendliche und Zuwanderer gegeben, die weiter rechtsextreme Angriffe fürchten müssten, erklärte die Opferperspektive am Montag.
In dem Prozess stehen drei Männer wegen eines Überfalls auf den Jugendclub »Fragezeichen« in Cottbus-Sachsendorf im Mai 2005 vor Gericht. Die Täter drangen nach Angaben der Opferperspektive vor Beginn einer Veranstaltung über Rechtsextremismus und eines Konzerts in den Jugendclub ein, zerstörten Mobiliar und Musikinstrumente und verletzten mehrere Menschen in dem Jugendclub.
Zeugenaussagen belegen nach Einschätzung der Opferperspektive, dass es sich dabei um einen organisierten und zielgerichteten Überfall von 20 bis 30 Tätern gehandelt habe. 2007 wurde den Angaben zufolge Anklage gegen zwölf Personen erhoben. 2008 wurden zwei Männer zu Haftstrafen verurteilt. Anfang 2009 begann das Verfahren gegen die drei Angeklagten, die derzeit vor Gericht stehen.
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