Schöne rebellische Gräfin

Franziska zu Reventlow, die Königin der Bohème, in einer Lübecker Ausstellung

Erich Mühsam kannte sie schon, als er in Lübeck das Gymnasium besuchte. Die »Komtesse Reventlow« war blond, blendend schön, er sah sie jeden Morgen, wenn er zur Schule ging, er grüßte höflich, aber erst später, in München, kamen sie ins Gespräch. Sie saßen im Café Luitpold, und Franziska Gräfin zu Reventlow erzählte, wie die »versprengten Lübecker«, an der Trave längst nicht mehr zu finden, »Gegenstand der besorgten Unterhaltung auf einer Abendgesellschaft beim Bürgermeister unserer Stadt« waren. Thomas Mann hatte mit den »Buddenbrooks« 1901 die Gemüter in Wallung gebracht, Heinrich Mann hatte bald darauf, 1905, den tyrannischen Professor Unrat zum Romanhelden gemacht, er, Mühsam, schrieb unmoralische Gedichte, tendierte stark zum Anarchismus, und sie, die Gräfin, hatte gar ein uneheliches Kind. Die gute Gesellschaft war untröstlich: »Daß die auch gerade alle aus Lübeck sein müssen – was sollen bloß die Leute im Reich von uns den...


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