Werbung

Kein Ritter in Sicht

SPD-Chef Gabriel soll Hochtief retten

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.
Er kam, sah, wurde gesehen, schüttelte Hände, blickte in Kameras und sprach die Worte »Mal sehen!«. Gestern besuchte SPD-Chef Sigmar Gabriel den von feindlicher Übernahme bedrohten Baukonzern Hochtief.

Große Erwartungen waren an seinen Besuch geknüpft: Wird Gabriel ein Rettungskonzept aus dem Ärmel ziehen? Hat er einen Plan im Gepäck, um Hochtief aus den »Klauen der spanischen ACS« (»Rheinische Post«) zu befreien?

Im Vorfeld war viel spekuliert worden: Der Sozialdemokrat wolle über den Bundesrat eine (rückwirkende) Verschärfung des Übernahmerechts erreichen, seine guten Kontakte zum spanischen Genossen und Regierungschef José Luis Zapatero nutzen, gar eigenhändig eine Bank suchen, die, im großen Stil Hochtief-Aktien aufkaufend, zum »Weißen Ritter« mutiert. Für diese Rolle auserkoren, hieß es, sei die Commerzbank.

Doch Gabriel enttäuschte diejenigen, die auf ihn gesetzt hatten. Auf die Frage, ob die feindliche Übernahme des Konzerns abzuwenden sei, antwortete Gabriel: »Mal sehen!«. Dann forderte der Oppositionschef die Unterstützung der Bundesregierung. Sie dürfe nicht tatenlos zusehen, wie »eine Perle des deutschen Unternehmensbestandes« zerschlagen werde – im Gegensatz zu kriselnden Unternehmen wie Opel, Karstadt oder Quelle. Er hätte in diesem Zusammenhang auch ACS nennen können. Dem Konzern wird nachgesagt, er wolle sich durch Kauf, Zerschlagung und Teilveräußerung von Hochtief gesund stoßen.

In Deutschland würden Regeln gelten, die ein gutes Unternehmen nicht vor der Übernahme durch ein schlechtes Unternehmen schützen, wetterte Gabriel. Die Regierung müsse helfen, ein Bieterkonsortium zusammenzustellen, das eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an Hochtief übernehme. Merkel und Co. sollten sich in entsprechende Gespräche mischen.

In die Essener Zentrale des größten deutschen Baukonzerns kam Gabriel auf Einladung des Betriebsrates. Während Hochtief aus eigener Kraft am Weltmarkt gewachsen sei, verdanke ACS seine Größe dem abgeschotteten spanischen Markt, sagte Betriebsratschef Siegfried Müller. Auch mit deutschen Steuergeldern sei dort die Infrastruktur aufgebaut worden. ACS hält 30 Prozent der Hochtief-Aktien. Die meisten anderen befinden sich in Streubesitz. Die Spanier könnten sich vergleichsweise einfach an der Börse oder bei Hedgefonds eindecken.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.