Skandal in Leipzig

BLOGwoche

  • Heiko Hilker
  • Lesedauer: 2 Min.

»Die Verteidigung der Pressefreiheit ist heute notwendiger denn je. Auch in freien Gesellschaften ist sie nicht ungefährdet: die Muster der Informationsunterdrückung werden subtiler.« So kann man es auf der Homepage der Leipziger Medienstiftung lesen. Im 20. Jahr der Deutschen Einheit kam man dort auf die Idee, zum ersten (!) Leipziger Medienkongress einzuladen. (Dabei finden doch in Leipzig schon lange alljährlich die Mitteldeutschen Medientage statt. Zudem gab es Anfang der 90er Jahre in Leipzig schon Medienkongresse.) Von diesem ersten Leipziger Medienkongress 2010 sollte ein klares, hörbares Signal für Meinungs- und Pressefreiheit in der ganzen Welt ausgehen. Da das Programm des Kongresses dafür anscheinend nicht ausreichte, er zudem in geschlossener Gesellschaft (...) stattfand, musste man sich etwas für den »Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien«, der seit 2001 durch die Stiftung vergeben wird, einfallen lassen. Das gelang auch.

(...) Kurt Westergaard [dänischer Mohammed-Karikaturist, d. Red.] erhielt zusammen mit dem bulgarischen Reporter Assen Yordanov und dem afghanischen Journalisten Sayed Yaqub Ibrahimi den Preis. Die iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi und ihr Landsmann, der Journalist und Regimekritiker Akbar Ganji, protestierten gegen die Auszeichnung für den Dänen. Beide waren als Gast auf dem Medienkongress eingeladen. Ebadi blieb der Preisverleihung aus Protest fern. Sie kritisierte »die Veranstalter, die sie nicht darüber informiert hätten, dass Westergaard unter den Preisträgern sei.

Der Autor ist Mitglied des Rundfunkrates des MDR und lebt in Dresden; zum weiterlesen: www.heiko-hilker.de/index.php?option=com_content&view=article&id=716:medienskandal-der-woche-durch-leipziger-medienstiftung&catid=5:blog&Itemid=4

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