Treueschwur – worauf eigentlich?
Kopfschütteln und Widerstand in Israel über Regierungsplan
Tausende Juden und Araber haben am Samstag in Tel Aviv gegen die vor einer Woche vom israelischen Kabinett beschlossene Einführung eines Treueschwurs demonstriert. Die Teilnehmer liefen durch das Stadtzentrum bis zum Verteidigungsministerium und trugen Plakate mit der Aufschrift »Juden und Araber weigern sich, Feinde zu sein« und »Nein zum Hass«.
Nirgendwo kann man die israelische Gesellschaft besser auf engstem Raum versammelt finden als in einem Linienbus von Tel Aviv, der säkularen Metropole, nach Jerusalem, dem Epizentrum dreier Weltreligionen. Da sitzt zum Beispiel Ja'el Rubin (27), weiblich, Militärdienst verweigert, Jurastudium, auf dem Weg zu einer pro-palästinensischen Demonstration, während ein paar Reihen vor ihr der 32-jährige David Misrachi, Kippah auf dem Kopf, ein Gebet murmelt und direkt daneben der 52-jährige Reisekaufmann Assaf Rabinowitsch auf dem Weg zu einer Konferenz in sein Handy brüllt. Sie könnten verschiedener nicht sein.
Und dennoch haben diese drei, willkürlich aus den rund 50 Menschen im Bus herausgepickt, eines gemeinsam: Sie lehnen das Vorhaben der Regierung ab, von nichtjüdischen Neubürgern einen Treueschwur auf den jüdisch-demokratischen Charakter des Staates Israel zu verlangen. »Wenn man das macht, dann muss man auch sagen, was man unter jüdis...
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