Saure Gurke nach dem Sicherheitscheck
Ein Viertel der Einzelhändler auf dem Flughafen BBI kommen aus der Region
Der Flughafen BBI ist schon fertig – zumindest der aus Schokolade. Die Confiserie Felicitas aus Hornow bei Cottbus kreierte das süße Modell wohl als kleines Dankeschön dafür, dass sie mit ihren Produkten im Airport vertreten sein darf. Zusammen mit weiteren 16 Firmen aus der Region, die damit etwa ein Viertel der Einzelhandelsanbieter stellen. Die insgesamt 69 Mieter von Handels- und Serviceflächen stehen jetzt fest, sie wurden unter 550 Interessenten ausgewählt.
Wenn BBI am 3. Juni 2012 in Betrieb geht, werden sich die Fluggäste also mit Ampelmännchen, Rex-Pilsener, Cottbuser Baumkuchen und natürlich Spreewaldgurken ebenso versorgen können wie mit edlen Zeitmessern der Marke Askania oder Nightlife-Mode von Look 54. »Die regionale Note trägt dazu bei, dass sich BBI aus der Masse der internationalen Flughäfen deutlich abheben wird«, sagte Flughafenchef Rainer Schwarz gestern zum Ende des Vermietungsverfahrens, wobei er sich sichtbar freute, mal nicht über Flugrouten, Baustopp oder Parallelstarts diskutieren zu müssen.
Natürlich werde es auch internationale Topmarken wie Montblanc, Swatch oder Boss & Burberry geben, kündigte Schwarz an. Denn mit BBI wolle man auch im Non-Aviation-Segment, wie das Einkaufen und Konsumieren in Flughäfen genannt wird, in die Top Ten der europäischen Airports aufsteigen. Dieser Bereich hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Machten die Berliner Flughäfen damit im Jahr 2000 etwa 20 Prozent ihres Umsatzes, sind es heute 33 Prozent. Mit BBI sollen knapp 50 Prozent erreicht werden, was auch deshalb wichtig ist, um die Gebühren der Fluggesellschaften nicht so stark anheben zu müssen.
Im neuen BBI-Terminal stehen dafür rund 20 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, womit der Shoppingbereich fast halb so groß ausfällt wie die Potsdamer-Platz-Arkaden. In Tegel und Schönefeld stehen für Gastronomie und Einzelhandel 10 600 Quadratmeter Flächen zur Verfügung.
Nur ein kleiner Teil der Läden und Gaststätten wird öffentlich zugänglich sein, der größere Teil befindet sich hinter den Sicherheitskontrollen. Haben die Reisenden diese passiert, gelangen sie gleich auf einen 9000 Quadratmeter großen »Marktplatz«, eine einmalige Einrichtung auf einem Flughafen, wie Norbert Minorst, Chef des Non-Aviation-Bereichs, schwärmte. »Alle abfliegenden Passagiere müssen da durchmarschieren.« Bei viel Frequenz werde auch viel Geld in den Geschäften bleiben. Was dann auch dem Flughafen zu Gute kommen würde – er ist am Umsatz beteiligt.
Die Passagiere werden auch am Museumsshop der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten vorbei strömen, die damit eine neue Zielgruppe, die »Easy-Jetter«, ansprechen will. »Die Passagiere im Abflugbereich haben Zeit, und jeder, der bei uns etwas kauft, nimmt ein Stück Berlin-Brandenburger Geschichte mit. Vielleicht als Anregung, wiederzukommen«, hofft Heinz Bury, Marketing-Chef der Stiftung. Die Easy-Jetter sollten sich dann aber auch auf etwas schwereres Reisegepäck einstellen, im Angebot sind auch Souvenirs aus Eisenguss nach Originalentwürfen Schinkels.
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