600. NATO-Soldat getötet

Afghanistan: 2010 bereits jetzt mit schlimmerer Bilanz als das Vorjahr

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In Afghanistan ist jetzt der 600. ausländische Soldat seit Beginn dieses Jahres ums Leben gekommen.

Kabul/Berlin (Agenturen/ND). Ein Soldat der NATO-Truppe ISAF starb am Sonntag durch einen Angriff Aufständischer im Osten des Landes, wie die NATO am Montag mitteilte. Die Anzahl der seit Jahresbeginn in Afghanistan ums Leben gekommenen ausländischen Soldaten stieg damit auf 600, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP ergab, die sich auf die Website icasualties.org stützt. Die NATO machte keine weiteren Angaben zu dem Tod des Soldaten. Ein weiterer NATO-Soldat wurde am Sonntag durch eine Bombenexplosion im Süden des Landes getötet. Im vergangenen Jahr starben 521 ausländische Soldaten am Hindukusch. Seit Beginn des Einmarsches zum Sturz der Taliban im Jahr 2001 wurden 2170 NATO-Soldaten in Afghanistan getötet, darunter 1350 aus den USA. Seit Beginn des ISAF-Einsatzes im Januar 2002 wurden starben in Afghanistan bei Gefechten und Anschlägen auch insgesamt 27 Bundeswehrsoldaten.

Ein Ende des Krieges in Afghanistan und eine nationale Aussöhnung könnten nur erreicht werden, wenn alle Konfliktparteien und gesellschaftlichen Kräfte zu Verhandlungen an einen Tisch kämen. Das erklärte die Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen am Montag. In diesen Verhandlungsprozess müssten dabei auch die Nachbarländer, insbesondere Pakistan, in denen sich immer noch Hunderttausende afghanischer Flüchtlinge aufhalten, einbezogen werden. Die Organisation forderte die Bundesregierung auf, solche Verhandlungen zu unterstützen und einen Abzugsplan für die deutschen Truppen in Afghanistan vorzulegen.

Unterdessen hat der afghanische Präsident Hamid Karsai US-Sicherheitsfirmen, allen voran der früheren Firma Blackwater, eine Schuld an Anschlägen in Afghanistan gegeben. Karsai erwähnte am Montag vor Journalisten in Kabul in erster Linie die Firma Xe, die unter ihrem früheren Namen Blackwater vor allem durch Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter in Irak bekannt wurde. »Sie sind für den Tod afghanischer Kinder verantwortlich und sind schuld an einigen Attentaten und terroristischen Handlungen. In Wahrheit wissen wir nicht, wie viele Anschläge von Taliban verübt wurden und wie viele von ihnen«, sagte er über die privaten US-Sicherheitsfirmen. Karsai hatte im August ein Dekret erlassen, wonach die 52 derzeit im Land eingesetzten privaten Sicherheitsfirmen – egal aus welchem Land sie kommen – ihre Arbeit in Afghanistan bis zum Jahresende einstellen müssen.

Karsai räumte zudem ein, dass seine Regierung regelmäßig mit hohen Barzahlungen aus dem Nachbarland Iran unterstützt wird. Die iranische Regierung habe Kabul »ein- oder zweimal pro Jahr« Geldbeträge von jeweils bis zu 700 000 Euro zur Verfügung gestellt, sagte Karsai am Montag in Kabul. Mit seiner Äußerung reagierte der Präsident auf einen Beitrag in der »New York Times«. Das US-Blatt hatte am Wochenende berichtet, Karsais Stabschef Umar Daoudsai werde seit Jahren von Iran mit Millionenbeträgen geschmiert, um in Kabul die Interessen Teherans zu vertreten. So soll der Stabschef unter anderem Bargeld an afghanische Politiker und Stammesführer gezahlt haben, um sich deren Loyalität zu erkaufen. Karsai wies die Vorwürfe zurück. »Daoudsai empfängt die Hilfe auf meine Anordnung«, erklärte er. Das Geld werde für »Sonderausgaben« des Präsidentenpalastes verwendet. Kommentar Seite 4

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