Dopen mit Panzerschokolade

Studie: In der BRD wurde ab 1950 systematisch mit Doping nachgeholfen

Die Sportgeschichte steht vor einer Umschreibung. Wer Doping für ein Phänomen vor allem der 70er und 80er Jahre hielt, wurde vom ersten Zwischenbericht des Forschungsprojekts zur Aufarbeitung von »Doping in Deutschland von 1950 bis heute« eines Schlechteren belehrt.

Bereits 1947 notierte ein Doktorand aus Erlangen: »Ich selbst habe einen Fall erlebt, wo ein Langstreckenläufer unter der Wirkung des Pervitins spielend einfach die Gegner abschüttelte und nachdem er mit weitem Vorsprung den Sieg erzwungen zu haben glaubte, plötzlich erschöpft zusammenbrach. Das Pervitin wirkte in diesem Falle wohl im Sinne eines Dopingmittels.« zitierte der Berliner Sportwissenschaftler und Journalist Erik Eggers aus dieser bemerkenswerten Dissertation.

Pervitin war damals das Dopingmittel Nummer Eins. Das seit 1938 in den Marburger Temmlerwerken hergestellte Aufputschmittel verlängerte im Zweiten Weltkrieg die Einsatzzeiten der Soldaten. Als die Uniformen ausgezogen und die Sportkleidung wieder angelegt wurden, experimentierten Sportärzte mit den Ingredienzien von »Stuka-Pillen« und »Panzerschokolade«.

1954 ergab eine Testreihe an Freiburger Sportstudenten eine Leistungssteigerung von 23,5 Prozent durch Pervitin. Der...


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