Beim Vater des Kindergartens

Seit 100 Jahren ehrt ein Museum in Bad Blankenburg den Reformpädagogen Friedrich Fröbel

  • Thomas Bickelhaupt, epd
  • Lesedauer: 3 Min.
In einem Gebäude hinter der Kirche von Bad Blankenburg (Thüringen) gründete der Pfarrerssohn Friedrich Fröbel 1839 den weltweit ersten Kindergarten. Heute ist das Haus ein Museum, in dem ab Freitag ein Jubiläum gefeiert wird.
Besucher des Fröbelmuseums testen eines der Spiele des Hauses.
Besucher des Fröbelmuseums testen eines der Spiele des Hauses.

Bad Blankenburg. Die Stimmen schwirren durcheinander wie beim Basteln in einer Kindergartengruppe. Doch an den Tischen sitzen erwachsene Erzieherinnen und Erzieher. Sie versuchen sich an den Basteltechniken des aus Thüringen stammenden Reformpädagogen Friedrich Fröbel (1782-1852), an den seit nunmehr 100 Jahren das Friedrich-Fröbel-Museum in Bad Blankenburg erinnert. Dem Jubiläum widmen das Museum im »Haus auf dem Keller« und die Stadt ab Freitag ein zweitägiges Fest mit vielen Überraschungen für Groß und Klein.

Kita-Verbot in Preußen

In dem historischen Gebäude hinter der Kirche gründete der Pfarrerssohn aus dem thüringischen Oberweißbach 1839 den weltweit ersten Kindergarten. Damit sollte er, nach anfänglicher Kritik und dem preußischen Kindergartenverbot von 1851, zum Klassiker der frühkindlichen Erziehung werden. Der von ihm geprägte Begriff für die pädagogische Innovation beschrieb damals Fröbels Programm vom Aufwachsen der Kinder in einem »Garten-Paradies«. Für die Umsetzung des Konzepts von der gezielten Förderung der Kinder und ihrer schöpferischen Fähigkeiten entwickelte er die »Spielgaben« Würfel, Walze und Kugel.

Bevor der Reformpädagoge mit der bis dahin beispiellosen Einrichtung in Bad Blankenburg zum »Vater des Kindergartens« wurde, hatte er sich über drei Jahrzehnte intensiv mit Fragen von Bildung und Erziehung beschäftigt. Das führte ihn bis in die Schweiz zu den Instituten Pestalozzis und bewegte ihn, 1816/17 im thüringischen Keilhau bei Rudolstadt selbst eine Reformschule zu gründen. Das Museum zeichnet diese Entwicklung in der Ausstellung mit zahlreichen Bildern und Dokumenten anschaulich nach.

Doch besonders für die kleinen Museumsbesucher ist es weitaus interessanter, mit den vielen bunten Bauklötzen, Legetäfelchen und Holzstäbchen zu spielen oder sich unter fachkundiger Anleitung den richtigen Kniff der »Fröbel-Techniken« wie Falten oder Flechten anzueignen. Mit Singen und Musizieren vermittelt das Museum weitere Aspekte des spielerischen Lernens, das Fröbel der Auffassung von Kindereinrichtungen als »Bewahranstalten« entgegenstellte. Was heute auf den ersten Blick simpel und altmodisch erscheint, sei zu Fröbels Zeiten »eine pädagogische Revolution« gewesen, sagt Museumsleiterin Margitta Rockstein. Denn bis weit ins 19. Jahrhundert sollten Einrichtungen für Kinder die Heranwachsenden lediglich vor den Gefahren des Alltags bewahren.

Tradition im Osten

Fröbel dagegen habe versucht, die Kinder durch ständige Anregung zu fördern. Dass dieses Konzept von bleibender Aktualität ist, zeige nicht zuletzt die bisweilen kontrovers geführte Bildungsdiskussion in Deutschland, sagt die Pädagogin Rocksein. In dieser Diskussion sieht sich das Museum in einer wichtigen Mittlerrolle. Denn hierzulande müsse Fröbel »erst noch richtig entdeckt« werden. Im Kern gehe es dabei um die Frage, ob Kinder in den Kindertagesstätten weiterhin nur »bewahrt« werden sollen – oder dort auf spielerischem Weg Bildungsinhalte vermittelt bekommen. Für letzteres gebe es in Ostdeutschland seit der flächendeckenden Kinderbetreuung in der DDR eine stärkere Tradition, wenngleich Fröbel damals zweifellos selektiv verstanden und ideologisch überformt worden sei.

Heute gehe es um den ganzheitlichen Ansatz in Fröbels Pädagogik, betont Rockstein und verweist auf seine christlich geprägte Ethik ebenso wie die naturwissenschaftlichen und mathematischen Ansätze. Das Museum in Bad Blankenburg formt daraus regelmäßig Angebote zur Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern.

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