England erwartete Pflichterfüllung
Nelsons spekakulärer Sieg bei Trafalgar anno domini 1805
»Zwo gewalt'ge Nationen ringen um der Welt alleinigen Besitz ... «, dichtete Friedrich Schiller bei »Antritt des neuen Jahrhunderts« mit Blick auf die weltweit geführten Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und Frankreich. Nur für kurze Zeit hatte im Frühjahr 1802 der Frieden von Amiens diesen Krieg unterbrochen. Als der Kampf erneut entbrannte, wollte ihn Napoleon mit einer Landung auf den britischen Inseln entscheiden. Dafür traf er zwischen 1803 und 1805 an der französischen Kanalküste umfangreiche Vorbereitungen. Um die für eine Invasion in England erforderliche Seeherrschaft im Kanal zu erlangen, sollte die verbündete französisch-spanische Flotte mit einem Täuschungsmanöver die Blockadeschiffe der Royal Navy vom Ärmelkanal weglocken. Als dies misslang, brachte sich das von dem französischen Admiral Villeneuve kommandierte französisch-spanische Geschwader in dem südspanischen Atlantikhafen Cadiz in Sicherheit, statt zur Deckung der von Napoleon beabsichtigten Überquerung des Kanals dort zu erscheinen.
Inzwischen hatte England mit Österreich, Russland, Schweden und Neapel eine Dritte Koalition gegen Frankreich zusammengebracht, so dass Napoleon seinen Invasionsplan aufgeben und mit seinen Truppen den Gegnern auf dem Kontinent entgegentreten musste. Die in Cadiz liegende Flotte beorderte er ins Mittelmeer. Doch vor Cadiz kreuzte die britische Flotte unter dem Kommando des Vizeadmirals der weißen Flagge Horatio Nelson, der zunächst seine 29 Linienschiffe zurückzog, um den Gegner zum Verlassen des Hafens herauszufordern und zur Schlacht zu stellen. Am 10. Oktober 1805 erhielten die Kommandanten von Nelsons Schiffen dessen Schlachtplan. In Abkehr von der üblichen Linientaktik sah dieser zwei Kolonnen vor, die, parallel zueinander laufend, die gegnerische Kiellinie im rechten Winkel angreifen und durchbrechen sollten, wobei jedem Kapitän größte Handlungsfreiheit eingeräumt wurde.
Als am Mittag des 21. Oktober 1805 südlich von Cadiz bei dem Kap Trafalgar die Schlacht begann, führte Nelson die nördliche Kolonne und der Admiral Collingwood die südliche. Kurz nach halb Zwölf signalisierte Nelsons Flaggschiff »Victory« die berühmt gewordenen Worte: »England expects that every man will do his duty.« (England erwartet, dass jeder seine Pflicht erfüllt.) Nach dem Durchbruch durch die feindliche Linie gingen die britischen Schiffe zum Nahkampf über. Während der Schlacht hielten sich damals Admirale und Kapitäne auf dem Oberdeck ihrer Schiffe auf. Dort traf Nelson, der in früheren Gefechten ein Auge und später den rechten Arm eingebüßt hatte, die tödliche Musketenkugel eines französischen Scharfschützen.
Als gegen 17 Uhr dieses Tages die für die Engländer längst entschiedene Schlacht endete, waren 22 Linienschiffe der französisch-spanischen Flotte versenkt oder aufgebracht, nur elf gelang die Flucht nach Cadiz. Die Briten verloren kein Schiff, doch die Hälfte ihrer Streitmacht wurde schwer beschädigt. Auf Seiten der Verbündeten fanden 2600 Seeleute den Tod, während 450 Briten dem mörderischen Kampf zum Opfer fielen. Die völlige Zerschlagung der französisch-spanischen Flotte bei Trafalgar verurteilte das französische Kaiserreich fortan zur Ohnmacht auf See und machte die britischen Inseln unangreifbar. Nelsons Sieg begründete die bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts andauernde britische Herrschaft über die Weltmeere.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.