Wenn der Respekt vor Menschen schwindet

Als Henry Dunant, Gründer des Roten Kreuzes und Urheber der Genfer Konvention (1864) am Abend des 30. Oktober 1910 in einem Heidener Krankenhaus in der Schweiz starb, war er eine Berühmtheit. Noch im Jahr zuvor hatte er zu seinem 80. Geburtstag aus aller Welt Telegramme und Glückwünsche erhalten. Man sah in ihm einen »Wohltäter der Menschheit«. Um so erstaunlicher, dass sein Leben bislang kein größeres Interesse gefunden hat, und lange Zeit sah es so aus, als sei die Geschichte längst über ihn hinweggegangen – wie über viele andere, deren Namen man zwar noch kennt, über deren wirkliche Bedeutung man aber kaum etwas bis nichts weiß. Um so verdienstvoller, dass nun eine Biografie von Dieter und Gisela Riesenberger vorliegt, die verdeutlicht, warum Dunant »vergessen« bzw. vergessen gemacht worden ist: Er war seiner Zeit weit voraus, und seine Kritik an Krieg, Militarismus, Rüstungswahn und kolonialem Expansionismus hat nichts von ih...