Drüber wegsehen!

HANS-GEORG ROMANOWSKI, Jahrgang 1954, Thüringer, seit über 30 Jahren auf Hiddensee, der kleinen Insel westlich von Rügen. Filmberichte über das legendäre Eiland zeigen immer auch ihn – seit Jahren »hütet« er den Tresen der wohl atmosphärischsten Gaststätte, dem »Godewind« der Brüder Thomas und Andreas Meinhof in Vitte. Der Abend und die Nacht sind Romanowskis Metier, vier Jahreszeiten hindurch. Viele, die auf die Insel kommen, kennen ihn oder haben zumindest seinen Spitznamen gehört, »Gurke«. Es gibt sogar einen geheimnisvollen, durchschlagenden Longdrink, den nur er mixt und der – »Gurkenwasser« heißt. Mit der Zeit festigte sich ein Urteil, gegen das er sich vergeblich zu wehren versucht: Er ist sowas wie ein Original ...

ND: Welche Jahreszeit finden Sie auf Hiddensee am schönsten?
ROMANOWSKI: Den Winter, mittlerweile. Man kriegt, wenn die Insel menschenleerer wird, endlich den Kopf wieder etwas hoch.

Sie waren erst Saisonkraft, blieben dann für immer. Begonnen hat alles in Gotha, Thüringen.
Ich wollte Tierpfleger werden oder ins Botanikerwesen. Ich komme aus einer Gärtnerfamilie. Aber dann wurde ich Baufacharbeiterlehrling. Irgendwann bin ich einfach nicht mehr in die Berufsschule gegangen. Eine Rippenfellentzündung half mir, die Abwesenheit so lange durchzuziehen, bis die gar nicht mehr nach mir fragten

Und dann?
VEB Großhandel in Gotha. Gabelstaplerfahrer und Lagerarbeiter.

Exakt hieß der Betrieb: VEB Obst, Gemüse, Speisekartoffeln, Betriebsteil Gotha, Leinastraße.
Ja. Für die ordentliche berufliche Entwicklung war ich ein Problemfall. Immer. Ich lebte unbeständig, aber ich war mir bewusst, dass mich ein soziales Netz hält.

Sozialismus.
Von mir aus. ...