Alles nur Show?

Regierender Bürgermeister Wowereit auf Protestkundgebung gegen BBI-Flugrouten mit Pfiffen begrüßt und ausgebuht

  • Antonia Lange, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Gegenwind für Berlins Regierenden Bürgermeister in seiner alten Heimat: Bei einer Demonstration gegen die umstrittenen Schönefeld-Flugrouten ist Klaus Wowereit am Montag mit einem Pfeifkonzert empfangen worden. Wowereit stellte sich jedoch erneut hinter die Protestaktionen. »Ich habe hohen Respekt vor Ihrem Protest, denn er ist berechtigt«, sagte er vor Tausenden von Teilnehmern in Lichtenrade. Die jetzt vorgelegten Routen seien aus Sicht des Senats inakzeptabel. Zugleich sagte Wowereit, auf die umstrittenen Parallelstarts könne nicht verzichtet werden. »Der Flughafen wurde gebaut, um erfolgreich zu sein.«

Wenn es um die Gesundheit und Sicherheit der Menschen gehe, seien die ökonomischen Belange von Fluggesellschaften jedoch nachrangig. »Es geht darum als Konsens, dass so wenig Lärmbelästigung für die Bürger erreicht wird wie möglich.« Rechtlich könne der Senat die Flugrouten aber nicht festlegen, betonte Wowereit »Deshalb ist Ihr Protest auch so wichtig. Sie unterstützen auch unsere Position damit.«

Auf den Plakaten der Teilnehmer war zu lesen »Back to the routs – her mit den alten Flugrouten« und das Motto der Veranstalter »Nordbahnabflug geradeaus. Fluglärm aus Berlin hinaus«. Viele Flugrouten-Gegner beurteilten den Auftritt des Regierungschefs kritisch. »Ich denke, er zieht hier nur eine Show ab«, sagte etwa Lukas Karnasch aus Schöneberg. Die Bevölkerung stelle sich zunehmend die Frage: »Was können wir auf die Politik noch geben?« Für seine Mitstreiterin Lilian Rimkus war Wowereits Besuch zwar ein positives Signal. Auch sie hinterfragte aber den Grund seiner Rede. »Das einzige Problem ist, dass es für ihn ein Wahlkampfthema ist.«

Wowereit war Gastredner bei der Kundgebung der Bürgerinitiative »Lichtenrade/Mahlow-Nord gegen Fluglärm« im Stadtteil Lichtenrade. Tausende demonstrierten dort bereits zum fünften Mal gegen die umstrittenen Routen. Wowereit selbst hat 50 Jahre in dem Stadtteil gewohnt, wie er bei der Demo sagte. Er wies darauf hin, dass er sich stets für Sperenberg als Standort des neuen Hauptstadtflughafens ausgesprochen habe. »Es waren andere, die die Entscheidung für Schönefeld getroffen haben«, sagte er. Der Sprecher der Bürgerinitiative »Lichtenrade/Mahlow Nord gegen Fluglärm« fragte: »Soll jetzt auf unsere Kosten das Versagen der Verantwortlichen wieder wettgemacht werden?«

Vor der Kundgebung war die Fluglärmkommission für den neuen Hauptstadtflughafen ohne greifbares Ergebnis auseinandergegangen. Es war die erste Sitzung der Kommission in einer erweiterten Zusammensetzung mit Vertretern betroffener Kommunen und Bezirke. Die Flugsicherung hatte Anfang September einen Routenentwurf vorgelegt, der große Proteste auslöste. Demnach sollen auch Wohngebiete überflogen werden, die nach der Grobplanung von 1998 abseits der Flugrouten lagen. So hätten auch der Berliner Stadtteil Lichtenrade und die Gemeinden Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf mit erheblicher Lärmbelastung zu rechnen.

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