Eine Jüdin zieht zurück nach Berlin
Der Sender rbb zeigt Dokumentarfilm über die 88-jährige Margot Friedländer
In Berlin ist sie geboren, in der Skalitzer Straße hat sie gewohnt. Mit Spreewasser sei sie getauft, scherzt Margot Friedländer. Sie ist glücklich, in einer so schönen Stadt zur Welt gekommen zu sein. Die Nazis nahmen der jungen Jüdin alles, was sie liebte: den Vater, die Mutter, den Bruder. Trotzdem zog die mittlerweile 88-Jährige nach jahrzehntelangem Exil in New York in ihre Heimatstadt zurück. Regisseur Thomas Halaczinsky begleitete sie. Seinen berührenden Dokumentarfilm »Späte Rückkehr« sendet der rbb heute Abend.
Halaczinsky zeigt Friedländer zunächst in Gesprächen mit anderen Juden in New York. Die können nicht begreifen, was Margot tut. Doch Margot möchte, dass sich der Kreis schließt und der Holocaust nicht vergessen wird. Sie sei wieder so mutig wie im Februar 1943, als sie untertauchte, erzählt sie.
Die 15- bis 18-jährigen deutschen Schüler, denen sie ihre Erinnerungen vorliest, haben doch niemanden umgebracht, betont Friedländer. An Schulen in den USA gebe es kein Interesse an ihren Lesungen. Staatenlos sei sie nach Amerika gekommen und so fühle sie sich dort noch immer. Dankbarkeit schulde sie dem Land nicht. Sie macht ihm den Vorwurf, so viele von den Faschisten verfolgte Juden nicht hereingelassen zu haben. Viele Freunde in New York sind schon gestorben, auch der Ehemann, den sie im KZ kennenlernte und mit dem sie immer deutsch redete.
Ein Jahr lebte Margot im Untergrund, dann wird sie 1944 gefasst und nach Theresienstadt deportiert. Ihr Glück sei es gewesen, nicht in einen der Züge nach Auschwitz zu kommen, erinnert sie sich. Am Flughafen begrüßt Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz die Rückkehrerin mit den Worten: »Willkommen zu Hause.« Wenn sie noch drei Jahre in ihrer Geburtsstadt erleben darf, wäre sie zufrieden, sagt Friedländer. Begraben will sie hier jedoch nicht sein. Ihre letzte Ruhe will sie an der Seite ihres verstorbenen Mannes in den USA finden.
Regisseur Halaczinsky hatte Friedländer bereits mit der Kamera begleitet, als sie 2003 das erste Mal wieder Berlin besuchte. Damals drehte er darüber den Streifen »Don't call it Heimweh«. Friedländer notierte später ihre Autobiografie »Versuche Dein Leben zu machen«. Der Titel bezog sich auf die letzte Nachricht ihrer Mutter.
»Späte Rückkehr«, heute, 22.45 bis 23.30 Uhr im rbb
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