Gefährliche Suche nach dem stillen Örtchen in Namibia
Benachteiligung durch fehlende Toiletten: eine Frage des Geschlechts
Johanna ist 13 Jahre alt. Ihre Familie lebt in einer Wellblechhütte am Stadtrand von Otjiwarongo. Hier, im Herzen Namibias, wachsen die informellen Siedlungen mit jedem Tag. Und mit ihnen wächst das Elend. In Johannas Nachbarschaft gibt es Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Gewalt – eine unbeschwerte Kindheit gibt es nicht. Die Gewalt gegen Frauen und Kinder ist allgegenwärtig.
Zwei Drittel der namibischen Bevölkerung hat keine eigene Toilette. Dies ist vor allem für Frauen und Kinder ein riesiges Problem. Denn wenn sie abends auf der Suche nach einem stillen Örtchen urch die Siedlung gehen, kommt es oft zu gewalttätigen Übergriffen. Die Täter werden dabei immer brutaler.
»Mädchen und Frauen werden häufig überfallen und vergewaltigt, wenn sie nachts unterwegs sind. Die Familien hier haben keine Toiletten, daher müssen die Menschen in die Natur gehen. Da die Siedlungen immer weiter wachsen, können sich die Mädchen und Frauen nur notdürftig hinter Häusern oder Bäumen verstecken«, erklärt Agatha Mweti von der Stadtverwaltung in Otjiwarongo.
Seit 2008 unterstützt der Berliner Verein Solidaritätsdienst-international (SODI) seinen namibischen Partner, das Clay House Project beim Bau von Trockentoiletten. Bisher konnten gemeinsam über 350 gebaut werden. Auch die Mutter von Johanna hat sich für eine Trockentoilette entschieden. Nun müssen sie nachts keine Angst mehr haben, auf die Toilette zu gehen. Das ist eine enorme Erleichterung. Die so genannte Otji-Toilette ist ein einheimisches Produkt, basierend auf dem Prinzip der Austrocknung. Eine einfache, angepasste Technologie, die die Umwelt schont und vor allem die Gesundheit namibischer Kinder verbessert. Denn sie sind am anfälligsten für Infektionskrankheiten wie Cholera, die durch unsauberes Wasser und mangelnde sanitäre Anlagen verursacht werden. Für Johannas Mutter ist die neu gewonnene Sicherheit durch die eigene Toilette das Wichtigste. Auch ist sie glücklich, dass Johanna seltener krank ist, seitdem sie die Trockentoilette haben.
Johanna geht gern in die Schule, aber einmal im Monat bleibt sie dem Unterricht fern. Der Grund: In der Schule gibt es keine Toiletten! Dies ist vor allem für junge Mädchen in der Pubertät sehr unangenehm. Aus Scham brechen sie den Schulbesuch ab, wenn sie ihre Periode bekommen oder bleiben wie Johanna einmal im Monat zu Hause. Dadurch verschlechtern sich ihre schulischen Leistungen – viele Mädchen bleiben ohne Schulabschluss. Dies führt wiederum zu schlechteren Berufsaussichten, späterer Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit. Daher ist es unerlässlich, auch in Schulen einfache Technologien wie die Trockentoilette flächendeckend zu etablieren. Damit für alle jungen Mädchen das Recht auf Bildung umgesetzt und eine berufliche Perspektive möglich wird.
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