Neues Facebook für Weltverbesserer

Auf die-revoluzzer.de können sich Aktivisten vernetzen, die Beteiligung ist allerdings bislang gering

  • Felix Werdermann
  • Lesedauer: 3 Min.
Die einen demonstrieren gegen Atomkraft, die anderen gegen Krieg. Ein neues Online-Netzwerk will nun politisch engagierte Menschen zusammenbringen. Es nennt sich »Die Revoluzzer« und versteht sich als »sinnvoller Gegenentwurf zu Facebook«, der größten Freundeplattform im Netz. Auf der Internetseite können Aktivisten Demonstrationen und Veranstaltungen ankündigen, diskutieren oder andere Mitstreiter kennenlernen.
Neues Facebook für Weltverbesserer

»Wir haben uns überlegt, dass man die Proteste bündeln müsste«, sagt Initiatorin Nina Böhm. In dem Aufruf zum Mitmachen heißt es, politische Aktivitäten richteten sich oft gegen die Wirtschaft. »Diese ist schon lange mehr als gut vernetzt und profitiert davon. Warum also nicht auch wir?« Böhm setzt deswegen auf ein neues soziales Netzwerk im Internet.

Ähnliche Seiten gibt es zuhauf. In solchen Netzwerken sind Menschen mit einem Profil vertreten – das beinhaltet normalerweise ein Foto und weitere persönliche Daten. Dieses Profil ist in der Regel aber nur für andere Mitglieder sichtbar. Die Netzwerk-Teilnehmer können außerdem Fotos und Videos hochladen, sich mit anderen Nutzern virtuell anfreunden, ihnen Nachrichten schicken oder sie zu Veranstaltungen einladen. Das größte Netzwerk ist Facebook mit weltweit über 500 Millionen Mitgliedern. In Deutschland sind 11 Millionen Menschen in Facebook vertreten.

Bei den »Revoluzzern« ist die Beteiligung hingegen eher mau: Gerade mal 50 Menschen haben sich in den ersten drei Wochen registriert. Bis zum Jahresende hoffen die Organisatoren auf 150 weitere Neumitglieder. Dann sollen nicht nur Privatpersonen, sondern auch Organisationen die Möglichkeit haben, in dem Netzwerk auf einer eigenen Seite für ihre Veranstaltungen zu werben. Außerdem soll es einen Kalender geben, der alle Termine zusammenfasst sowie einen Chat, über den sich Mitglieder in Echtzeit unterhalten können.

Bislang fehlen all diese Funktionen noch. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sich die Begeisterung unter Aktivisten in Grenzen hält. Solange im Netzwerk kaum andere Freunde angemeldet sind, fehlt vielen der Anreiz, selbst einzutreten. Böhm weiß um dieses Problem: »Viele beobachten nur und sagen: Ich geh erst rein, wenn ihr groß seid.«

Dabei muss die neue Seite kein zweites Facebook werden, um Erfolg zu haben. Es gibt bereits zahlreich andere Netzwerke, die jeweils auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten sind. Schüler und Studierende tummeln sich in schuelerVZ und studiVZ, Berufseinsteiger suchen auf Karrierenetzwerken wie Xing oder LinkedIn nach passenden Stellen, und auch für politisch Aktive ist die Revoluzzer-Seite nicht die erste Adresse: Greenpeace vernetzt auf www.greenaction.de über 8000 Umweltschützer und auch die Tageszeitung taz hat eine Bewegungsseite im Internet. Dort sind immerhin 600 Aktivisten und fast 600 Organisationen angemeldet.

Diese Plattformen werden extra betreut, bei den »Revoluzzern« läuft das bislang noch ehrenamtlich. Aber je größer das Netzwerk wird, desto mehr Arbeit fällt an. Irgendwann müsse man sich nach Spenden oder einer dauerhaften Förderung umschauen, sagt Böhm. Die großen Anbieter wie Facebook verdienen aber ihr Geld mit kommerzieller Werbung, die oft auf die Benutzer zugeschnitten ist. Die »Revoluzzer« wollen darauf verzichten, vorstellbar sei aber, dass gemeinnützige Organisationen Werbebanner kaufen.

die-revoluzzer.de

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