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Schaukeln im Stehen
Wiedergelesen: »Unglaubwürdige Reisen« von Ilse Aichinger
Der entscheidende Satz lautet: »Wenn einer eine Reise tut, so kann er nichts erzählen.« Ilse Aichinger (Archivfoto von 1991, dpa/Hellmann) ist keine Umherirrende in jenen flüchtigen Aufenthalten, wo bunte Wirklichkeitspartikel gegen unsere Netzhaut schießen – auf dass wir glauben mögen, es handle sich um Wahrnehmung. Die österreichische Dichterin, 1921 geboren, hält Ortsveränderung zum Zwecke eines reflektierenden Aufschreibens seit jeher für Selbstlüge. Nicht im Neuen öffnet sich ihr die Welt, im Altbekannten glänzt deren Abgründigkeit. Sich an weiten Kreisen zu überschätzen, ist ihr kein Stoff – es ist schwer und geheimnisvoll genug, in kleinen Kreisen zu überleben. Dichter sterben im Touristiker; Reiseführung wäre Irreführung.
Die Aichinger hat ihren täglichen Weg ins Wiener Café »Dehmel« zum Ort ihrer Weltreisen erhoben. Drei Jahre lang schrieb sie hier, jeden Donnerstag, einen Text für die Zeitung »Der Standard«. »Ungl...
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