Versuchter Bauernfang
Wie die DDR-Blockpartei DBD verschwand. Das Protokoll eines politischen Leerverkaufs
Zehn Zeilen ist sie dem letzten DDR-Regierungschef Lothar de Maizière gerade noch wert. Fünf Sätze in seinem 320-Seiten-Buch mit dem Untertitel »Meine Geschichte der deutschen Einheit«, das dieser Tage erschien. Man spürt den Unwillen, die Übernahme der DDR-Bauernpartei DBD im Herbst 1990 durch die Ost-CDU, deren Chef de Maizière damals war, überhaupt erwähnen zu müssen. Verständlich, denn was der Autor »Zusammenführung« nennt, war das Verhökern der Partei durch DBD-Spitzenpolitiker – entgegen Statuten und Gesetzen.
Thomas Müntzer ist weg. Der Ort vor den riesigen Lärchen, wo die metallene Zwei-Meter-Statue des Bauernführers aufragte, eine Hand zur Faust geballt, ist von Gras überwachsen. Wie lange der Aufrührer im Priestergewand – »Allen sei alles gemeinsam!« – überhaupt dort stand, auf jenem heute heruntergekommenen Grundstück in Borkheide, ist unklar. Sehr lange wohl nicht: Als die damalige Führung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) das Denkmal zu Müntzers 500. Geburtstag einweihte, schrieb man den 21. November 1989. Keine zehn Monate später schlug die letzte Stunde dieser DDR-Blockpartei, ebenfalls in der DBD-Parteischule Borkheide südlich von Potsdam. Die Bauernpartei, so könnte man sagen, endete vor den Augen des Bauernführers.
Ende November 1989 hatte auch die DBD turbulente Wochen hinter sich. Die Partei war 1948 als politischer Arm der SED auf dem Lande gegründet worden und zählte im Wende-Herbst 125 000 Mitgli...
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