»Nur Anarchie ist nicht stabilisierend«
Sabine Werth ist Initiatorin der »Tafeln« – und zugleich ihre Kritikerin
Über eine Million Menschen in Deutschland beziehen inzwischen über die »Tafeln« regelmäßig (fast) kostenlose Nahrungsmittel. Die Idee hatte einst die Berlinerin Sabine Werth. Inzwischen wird aber selbst ihr der rasante Siegeszug ihrer Idee ein bisschen unheimlich.
Vor dem Gebäude mit der Aufschrift »Berliner Tafel e.V. – Lebensmittelspenden für Bedürftige« herrscht bereits frühmorgens Großmarktatmosphäre. Zwischen den Lieferwagen wuseln Helfer in grünen Sweatshirts, sie bringen Obst, Gemüse und andere Nahrungsmittel an ihren Bestimmungsort. Hinter dieser Geschäftigkeit steht letztlich Sabine Werth. Schon seit 17 Jahren opfert sie fast ihre gesamte Freizeit für diesen Verein, der längst zu einem sozialen Großunternehmen geworden ist: 400 Quadratmeter Lager und Büros betreibt die Tafel in der Hauptstadt auf einem Industriegelände an der Moabiter Beussel-strasse. 14 Festangestellte, dutzende Ein-Euro-Jobber und 1900 Ehrenamtliche sammeln und sortieren monatlich 550 Tonnen Lebensmittel – die letztlich an 125 000 bedürftige Berliner verteilt werden.
Wie wurde Sabine Werth, was sie ist? Schon immer, erzählt sie, habe sie sich für andere eingesetzt – am liebsten in eigener Verantwortu...
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