Vom Lach-Yoga zum Brain-Walking
Kurse an einigen Volkshochschulen im Rhein-Main-Gebiet werden immer exotischer
Dass Krankenkassen sich finanziell an Kursen beteiligen, die die Gesundheit ihrer Mitglieder fördern oder diese zumindest stabilisieren sollen, ist nicht neu; inzwischen öffnen sich die Kassen aber auch exotisch klingenden Volkshochschul-Angeboten wie »Lotus-Qigong in fünf Figuren – der Wind bewegt die Lotusblüte«. Diese Kurse – »Sie benötigen bequeme Kleidung« – an der besonders einfallsreichen Volkshochschule Bingen werden noch erweitert durch einen Denk-Spaziergang im Freien im Park am bekannten Binger Mäuseturm, genannt »Brain-Walking«.
Die VHS Bingen orientiert sich aber auch an der heimatlichen Scholle. Auf großen Zuspruch stößt der Kurs über die schweißtreibende Arbeit in den Weinbergen am Rheinufer. Informationen rund um die Weinlese und Anleitungen wie der fachgerechte Schnitt der Reben werden von Winzern an die Kursteilnehmer weitergegeben. Dabei dürfen die Interessenten schon einmal selbst die Schere zur Hand und zum Abschluss einige Flaschen mit nach Hause nehmen.
Die Volkshochschule in Worms hat sich die gründliche Einweisung in die Rituale des mittelalterlichen Schwertkampfes einfallen lassen; ob begleitend dazu der Abschluss einer Versicherung für die Teilnehmer empfohlen wird, ist nicht angegeben. Nur für Frauen vorgesehen war ein weiterer Kurs in Bingen, der in die Sportart des Bogenschießens einweisen sollte. Sind es häufig die noch weitgehend unbekannten Energiequellen aus dem Reich der Mitte, die die Volkshochschulen erschließen wollen, so bietet die Mainzer VHS darüber hinaus bei der »Massage mit dem Ei« eine Fertigkeit an, die auf die Inka-Zeit zurückgehen soll. Von einem Kassen-Zuschuss ist hier nichts bekannt.
Nach dem Motto »Lachen ist gesund« hat dieselbe Mainzer VHS den Kurs »Einführung in das Lach-Yoga« im Programm. Die Volkshochschule Idstein schließlich wartet mit dem Kursangebot – man höre und staune – »Homöopathie für Tiere« auf.
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