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Castor fuhr 30 Kilometer durch die Prignitz
Atommüll passierte das Bundesland in weniger als 30 Minuten ohne Störungen / Proteste in Potsdam und Biesenthal
Wittenberge (dpa/ND). Der Castor-Transport nach Lubmin durchquerte Brandenburg am Donnerstag ohne Störung. Der Zug mit hoch radioaktivem Müll war keine halbe Stunde im Land, weil die Strecke durch die Prignitz nur etwa 30 Kilometer betrug. Gleichwohl waren 475 Polizisten vor Ort, um den Transport abzusichern. Es blieb jedoch friedlich: Nach Angaben eines Polizeisprechers protestierte am Bahnhof Wittenberge lediglich knapp ein Dutzend Atomkraftgegner mit Plakaten.
Insgesamt waren in Brandenburg rund 900 Polizisten wegen des Castor-Transports eingesetzt. Landesweit gab es trotz Eiseskälte verschiedene Aktionen, zumeist Mahnwachen. Am Mittwochabend brachten 250 Menschen bei einer Demonstration in Potsdam symbolisch Atommüll zur CDU-Landeszentrale. Anschließend sind mehrere Teilnehmer nach Sachsen-Anhalt aufgebrochen. Sie wollten dort versuchen, den Castor wenigstens zeitweise zu stoppen. »Das ist das einzige uns verbliebene Mittel, der Forderung nach einem sofortigen Atomausstieg Ausdruck zu verleihen«, berichtete Claudia Fortunato von der Linksjugend solid.
Am Bahnhof in Biesenthal trafen sich 100 Demonstranten zum Protest. Da die Route des Zuges bis zuletzt geheim gehalten wurde, war nicht auszuschließen, dass der Transport durch diesen Ort im Barnim führt. Wahrscheinlicher galt allerdings von Anfang an die Strecke über Wittenberge.
Umweltministerin Anita Tack (LINKE) schloss ein Endlager für radioaktive Abfälle in Brandenburg nicht aus. Sie sprach sich im Landtag für eine ergebnisoffene, transparente und bundesweite Suche aus. Dieser Suche müsste sich auch Brandenburg unterwerfen. »Im Augenblick gibt es kein Suchverfahren. Unsere Bundesregierung konzentriert sich ja nur auf Gorleben«, sagte Tack.
»Kein Bundesland möchte Gorleben. Doch die LINKE hat da offensichtlich keine Bedenken«, beschwerte sich der Bundestagsabgeordnete Hans-Georg von der Marwitz (CDU). »Nachdem dieses Adventstürchen des Schreckens geöffnet ist, fragt sich, ob es noch schlimmer kommen kann. Haben die Brandenburger nicht schon genug unter Rot-Rot gelitten?«
Tatsache ist jedoch, dass der Landesvorstand der Linkspartei die Atompolitik der schwarz-gelben Bundesregierung scharf kritisierte und die Brandenburger dazu aufrief, sich an den Protesten gegen den Castor-Transport zu beteiligen.
»Um Castortransporte in Zukunft unnötig zu machen, muss die Produktion von atomarem Müll gestoppt werden. Dieses Ziel rückt mit dem schwarz-gelben Ausstieg aus dem Ausstieg in weite Ferne«, erklärte Grünen-Landeschef Benjamin Raschke. Er fügte hinzu: »Gegen diese verfehlte Atompolitik protestieren wir heute und in Zukunft – und zwar solange, bis die Atomkraft endgültig verabschiedet wird.«
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