Verstehen Sie Spaß?

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

»Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, lautet ein Sprichwort, das angeblich von einem Journalisten geprägt wurde. In dieser Woche war Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) auf Presserundgang unterwegs zwischen Tiergehegen. Im Areal der Flughunde im Tierpark Friedrichsfelde wollte er die Tiere mit der Bemerkung, die hätten ja wohl schon Honecker erlebt, zu Zeitzeugen erklären (haben sie nicht, so hohe Tiere sah der Park nie), fragte angesichts der Palmen, woher der Sozialismus die denn bekommen hätte (aus Kuba etwa?) und stand schließlich vor dem Gehege des Sibirischen Tigers.

Die Vierbeiner interessiert in der Regel herzlich wenig, was da jenseits der Zäune vor sich geht, und so lag der Raubkater im Schnee und putzte seine zur Fortpflanzung nötigen Organe. Nußbaum, der nun mit dem unerhört schamlosen Tier im Hintergrund unerhört oft abgelichtet wurde, wusste das Bild nicht anders zu kommentieren: »Wenn wir alle so beweglich wären, wäre die Menschheit schon viel weiter.«

*

Keine überraschende Tatsache, aber ebenfalls mitunter fragwürdig ist der Humor von Politikern im Umgang untereinander. Aus saisonalem Anlass wurde der Landesvorsitzende der LINKEN, Klaus Lederer, kürzlich vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Michael Müller, mit Lektüre beschenkt. Der erste Band der Reihe »Mord im Sinn« trägt den Titel »Wahre Verbrechen: Politische Opfer aus 9 Jahrhunderten«. Versehen war die Gabe mit einer Widmung: »Lieber Klaus, irgendwann stehen wir auch in diesem Buch. Ein schönes neues Jahr wünscht Dir Dein Michael.«

Wer zuletzt lacht ...

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.