»Uns geht es gut, egal wer regiert«
In Belarus vor der Präsidentenwahl: Auf dem Lande hat Amtsinhaber Alexander Lukaschenko seine Hochburgen
In Belarus finden am Sonntag Präsidentschaftswahlen statt. Kaum jemand zweifelt daran, dass der seit 1994 als Staatsoberhaupt fungierende Alexander Lukaschenko die Abstimmung auch diesmal gewinnt. Im Westen gilt Lukaschenko als »Europas letzter Diktator«. Im Lande selbst sind die Urteile längst nicht so eindeutig.
Rumms. Das Kreuz am Rückspiegel kracht gegen die Windschutzscheibe, als Natalja Saroka mit ihrem VW in die Kurve geht. »Ich habe auf einem Militärlaster Auto fahren gelernt«, erzählt die studierte Psychologin lachend. »Auf den Straßen von Belarus ist das Absolvieren einer kommunistischen Schule ein klarer Vorteil.«
Ansonsten kann die 30-Jährige dem »System«, wie sie es nennt, nicht viel abgewinnen. Ihre siebenjährige Tochter Edita hat sie deshalb an der polnischen Grundschule von Grodno (belarussisch Hrodna) angemeldet. »Dort gibt es keine kommunistische Ideologie, keine Pioniere, keinen Komsomol, man feiert Weihnachten und keinen Fahnenappell. Und sie lernt polnisch.«
»Karta Polaka« sichert manches PrivilegGrodno gehörte in der Zwischenkriegszeit bis 1939 zu Polen, noch immer sind 40 Prozent der Bevölkerung des Gebiets ethnische Polen, auch Natalja Saroka und ihre Familie gehören dazu. »Wenn ich in Belarus bin, sage ich, dass ich Pol...
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