Außenamt vor neuer Visa-Affäre?

Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (dpa/ND). Das Auswärtige Amt steht möglicherweise vor einer neuen Visa-Affäre. Wegen des Verdachts, dass in verschiedenen deutschen Botschaften unrechtmäßig Einreisevisa erteilt und dafür Bestechungsgeld kassiert wurde, leitete die Staatsanwaltschaft Berlin Ermittlungen ein. Nach Ministeriumsangaben wurden bereits mehrere Botschaftsmitarbeiter fristlos entlassen. Der Verdacht richtet sich jedoch nicht gegen entsandte Diplomaten, sondern gegen »Ortskräfte«, die von den Botschaften in den jeweiligen Ländern angestellt wurden.

Betroffen sind nach Informationen des Magazins »Der Spiegel« deutsche Auslandsvertretungen in Afrika und Südamerika sowie auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Das Bestechungsgeld soll von internationalen Schleuserringen gekommen sein. 2004 war im Rahmen eines Schleuserprozesses eine ähnliche Praxis aufgeflogen: Im Zentrum stand damals die deutsche Botschaft in der Ukraine, die mehrere Tausend erschlichene Visa erteilt hatte. Die Visa-Affäre brachte den damaligen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) stark unter Druck.

Jetzt sollen die Mitarbeiter der Konsularabteilungen zumindest in den vergangenen beiden Jahren systematisch Einreisevisa erteilt haben, die auf offensichtlich falschen Angaben basierten. Pro Antrag sollen neben den normalen Gebühren mehrere hundert Euro in bar geflossen sein. Die Aufträge für die illegalen Schleusungen sollen aus Deutschland gekommen sein. Für einige Ausländerinnen, die auf diesem Weg nach Deutschland kamen, hätte die Reise in Hamburger Bordellen geendet. Der Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft, Martin Steltner, bestätigte im »Spiegel« die Ermittlungen. Einzelheiten gab er nicht bekannt.

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