Rostlauben-Verkauf nach Afrika

Altautos werden aus Deutschland zum Teil illegal exportiert

  • Hermannus Pfeiffer, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
In Deutschland bleiben pro Jahr hunderttausende Schrottwagen unverschrottet. Sie werden exportiert, zehntausende davon nach Afrika. Dabei geht es nicht immer mit rechten Dingen zu, meinen Experten.

Der Kleine Grasbrook im Hamburger Hafen erinnert an einen überdimensionalen Autofriedhof. Unter Gebrauchtwagen, denen man den TÜV noch mit Ach und Krach zutrauen würde, stehen ein tropfender Feuerwehrwagen mit zerbrochener Leiter neben einem schwarzen Bestattungsfahrzeug, Baujahr 1969, und einem vor sich hinrostenden Uralt-Kleinwagen.

Im zurückliegenden Krisenjahr wurden etwa 60 000 gebrauchte Fahrzeuge über den Hamburger Hafen umgeschlagen. Die genaue Zahl kennt niemand. »Es gibt hierzu keine speziellen Statistiken«, bedauert ein Sprecher der Hafen Hamburg Marketing. Bundesweit ging im vergangenen Jahr dank Abwrackprämie der Altauto-Export um 15 Prozent zurück. Offiziell wurden 389 200 gebrauchte Pkw ausgeführt, meldet das Statistische Bundesamt. Der Gesamtwert: sagenhafte 4,5 Milliarden Euro.

Trotz allgemeinem Rückgang nahmen die Exporte nach Afrika um 20 Prozent zu – auf insgesamt 80 000 Stück. Und der Zug fährt offensichtlich ungebremst fort. Der durchschnittliche Preis eines nach Afrika gelieferten Altautos ist – trotz vieler ausrangierter Nobelkarossen – mit rund 2000 Euro äußerst niedrig. Ähnlich sieht es für Asien aus. Der Durchschnittswert nach Amerika beträgt dagegen rund 30 000 Euro. Gut gepflegt fahren viele deutsche Altautos in Afrika noch zehn Jahre und mehr.

Viele Gebrauchtwagen im Hamburger Hafen können aus eigener Kraft nicht mehr bewegt werden. Die Ausfuhr fahruntüchtiger Altfahrzeuge ist allerdings verboten, heißt es in einem dreiseitigen Merkblatt der Umweltbehörde für Exporteure. Ob jedoch ein Merkblatt ausreicht, um illegale Ausfuhren zu unterbinden, bezweifeln Experten: »Leider wird sehr selten kontrolliert«, beklagt Maria Elander, Ressortleiterin bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Zuständig dafür ist im Hamburger Hafen die Wasserschutzpolizei. Ihr fehlt es an Personal. Bei Stichproben stoßen die Beamten dann schon mal auf einen schrottreifen »Mini« mit verschweißten Türen sowie mit Klebefolien blickdicht verschlossenen Fenstern, der vollgepfropft ist mit Elektronikmüll. Für solche – im Amtsdeutsch – »Beiladungen von Abfall« gilt ebenfalls ein Exportverbot.

Hauptabnehmer in Afrika sind die westafrikanischen Länder Benin und Nigeria. Am stärksten stiegen die deutschen Ausfuhren von Gebrauchtwagen aber nach Turkmenistan (+60 Prozent), in den Libanon (+120 Prozent) und nach Afghanistan (+200 Prozent). Weltweit größter Einzelabnehmer ist weiterhin Italien mit seinen guten Verbindungen in den Süden, es folgen Benin, Belarus und Turkmenistan.

Hamburgs Behörden sehen übrigens im Regelfall lieber über dubiose Export-Oldies hinweg. Wird nämlich ein Illegaler gefunden, gilt es, die Verantwortlichen dingfest zu machen. Oft sind es Scheinfirmen, die nur auf dem Papier existieren. Am Ende eines monatelange Verwaltungsmarathons kommt noch der Schaden hinzu: die Entsorgung des Sondermülls Altauto auf Kosten der Stadtkasse.

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