Großer Atem
Berliner Philharmonie: »Paulus«
Ist schon ulkig, »Paulus« von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Neujahr aufzuführen, anstatt lauwarmem Wiener Walzer oder sonstigen missvergnüglichen Plunder. Die Initiative verdankt sich dem RiAS-Kammerchor (er verdiente weiß Gott einen besseren Namen als diesen ollen aus dem Kalten Krieg). Hans-Christoph Rademann, profunder, absolut beschlagener Leiter des Chores, achtet übrigens sehr darauf, dass seine Sängerinnen und Sänger neben traditioneller auch heutige Literatur aufführen, und sei sie noch so »unsanglich«. Mit dem »Paulus« gelang ein großer Abend.
Es ist ein Werk der Aufklärung, der Versöhnung der Religionen, eine große, breit ausgeführte, kunstvoll gearbeitete Musik. Die Geschichte der Wandlung des Saulus zu Paulus wird erzählt. Dem einst Grausamen ereilt der Lichtstrahl des Herrn, er mutiert zum frommen Schäfchen, wie es alle Menschen zu werden verdienen. Der Geläuterte, ehrerbietig-glücklich auf den Tod Wartende, er wird nun se...
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