Das erste Opfer in Ungarn

Proteste gegen neues Mediengesetz

Seit Jahresbeginn führt Ungarn die EU. Kurz zuvor verabschiedete das Parlament ein Mediengesetz, das die Kontrolle der Politik durch die Medien so stark einschränkt wie nirgendwo sonst in der EU. Der Rundfunk- und Zeitungsjournalist Zsolt Bogar (37) war Chef vom Dienst des Morgenmagazins »180 Minuten«, das vom Infokanal des öffentlich-rechtlichen Senders Radio MR1-Kossuth ausgestrahlt wurde. Am 21. Dezember schwieg der Moderator der Live-Sendung, Atilla Mong, aus Protest, nachdem er über das in der Nacht zuvor verabschiedete Mediengesetz berichtet hatte. Sowohl Mong als auch Bogar wurden daraufhin vom Dienst suspendiert. Gegen sie läuft ein Disziplinverfahren. Agnieszka Hreczuk befragte Zsolt Bogar in Budapest.

ND: Der Moderator Ihres Morgenmagazins hat am Morgen nach der Verabschiedung des Mediengesetzes eine Schweigeminute eingelegt. Haben Sie mit Verständnis für die Aktion gerechnet?
Bogar: Es war uns bewusst, dass wir allein damit nicht viel erreichen würden. Aber das neue Gesetz ist einfach schlecht. Es war eine Frage des Gewissens. Es wäre uns in ein paar Jahren peinlich, wenn wir gar nichts dagegen unternommen hätten.

Mehrere Zeitungen protestierten gegen das Gesetz mit leeren Seiten. Aber in den öffentlich-rechtlichen Medien gab es keine Proteste.
Die öffentlich-rechtlichen Medien haben geschwiegen. Offiziell zumindest, denn privat haben die Kollegen auf unsere Aktion reagiert. Anfangs haben sie ihre Unterstützung ganz offen gezeigt, dann sind sie vorsichtiger geworden. Es herrscht die Angst, wegen der Solidarität mit uns den Job zu verlieren.

Die Radioleitung leitete ein Disziplinverfahren gegen uns wegen Verstoßes gegen das Arbeitsg...




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