Zehntausende zu Rosa und Karl
Stilles Gedenken und Demo am Wochenende
Zehntausende werden am Wochenende in Berlin traditionell an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor 92 Jahren erinnern. Der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands wird am 9. Januar an der »Gedenkstätte der Sozialisten«, bei der Demonstration zur Gedenkstätte sowie mit einer Kranzniederlegung am Landwehrkanal gedacht. Dort wurde der Leichnam Luxemburgs ins Wasser geworfen. Zuvor hatten reaktionäre Freikorpssoldaten sie und Liebknecht am 15. Januar 1919 erschossen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird an jedem zweiten Sonntag im Januar an die beiden Revolutionäre erinnert. In diesem Jahr ist mit Plusgraden und somit weitaus besserem Wetter als im vorigen Jahr zu rechnen.
Die LINKE, die ihre Mitglieder und Sympathisanten zur Beteiligung an den Gedenkveranstaltungen aufruft, rechnet mit mehreren zehntausend Teilnehmern. Der Parteivorstand werde sich am Sonntag um 9 Uhr zum »stillen Gedenken« an Luxemburg und Liebknechts Grabstelle auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde einfinden. Dazu werden neben den Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst Vertreter der Bundestagsfraktion, der Europäischen LINKEN und Abgeordnete des EU-Parlaments sowie Berliner LINKE erwartet. Für den Berliner Landesvorsitzenden Klaus Lederer stehen Luxemburg und Liebknecht auch heute für das Ziel einer herrschaftsfreien Gesellschaft. »Freiheit und Sozialismus sind immer noch aktuelle Themen. Deshalb ist das Gedenken an diese beiden zentralen Figuren der deutschen Arbeiterbewegung weiterhin wichtig.« Neben den Politikern werden auch viele Privatpersonen wieder rote Nelken an den Gräbern von Luxemburg und Liebknecht niederlegen.
Die ebenfalls alljährlich stattfindende Demonstration zum Zentralfriedhof wird erneut von einem breiten Bündnis linker Organisationen aus dem ganzen Bundesgebiet unterstützt. Um 10 Uhr wird die »Luxemburg-Liebknecht-Demo« am Frankfurter Tor beginnen. Den Aufruf zur Versammlung haben bereits mehr als 200 Einzelpersonen und Gruppen unterzeichnet, darunter die Antifaschistische Linke Berlin (ALB), LINKEN-Landesverbände, die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Mehrere Organisationen bewerben die Veranstaltung als »Lenin-Luxemburg-Liebknecht-Demonstration« und wollen damit auch den russischen Kommunisten ehren.
Inhaltlich bleibt der Aufruf zur »LL-Demo« den Vorjahren treu. Es wird appelliert, sich gegen jegliche Kriegsbeteiligung sowie gegen die Privatisierung der Gewinne bei gleichzeitiger Vergesellschaftung der Verluste zu wehren. »Der Kapitalismus bringt der Menschheit unermessliches Leid«, heißt es. In einem Brief mobilisiert der Luxemburg-Liebknecht-Fonds, im Jahr 2011 die Proteste zu verstärken. Auftakt dafür sei der 9. Januar.
Nicht nur der Sonntag steht im Zeichen der Erinnerung. Bereits am Sonnabend laden die ALB und die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB) zur »legendären Vorabendparty« ins Astra Kulturhaus in Friedrichshain ein. Am gesamten Samstag findet zudem die Rosa-Luxemburg-Konferenz mit Debatten, Seminaren und Konzerten im Urania-Haus statt. Dort wird auch die vollständig reproduzierte Originalausstellung der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte in Ziegenhals als Wanderausstellung gezeigt.
Nicht eingeladen und trotzdem wie jedes Jahr bei den Gedenkveranstaltungen präsent, werden Polizeibeamte vor allem die Demonstration am Sonntag begleiten. Die Berliner Polizei plane wie in den Vorjahren aufzutreten. In den zwei zurückliegenden Jahren verlief der Protestmarsch jedoch friedlich.
Termine zum Gedenken
- Gedenkstunde in der »Gedenkstätte der Sozialisten« am Sonntag, den 9. Januar, zwischen 9 und 13 Uhr in Friedrichsfelde.
- Die Demonstration »Gegen die Herrschaft des Kapitals« beginnt am 9. Januar um 10 Uhr am Frankfurter Tor in Friedrichshain und führt zur Gedenkstätte.
- Die XVI. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz findet am Samstag, den 8. Januar, ganztägig ab 10 Uhr im Urania-Haus in Schöneberg statt.
- Vorabendparty zur Demonstration unter dem Motto »Die Antifa lädt zur großen Kulturrevolution!« am 8. Januar ab 21 Uhr im Astra Kulturhaus in Friedrichshain.
Zum Aufruf: www.ll-demo.de
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.