»Wir brauchen keine Stadtteilmütter bis zur Rente«

Die ersten Sekundarschulen rufen nach Stadtteilmüttern. Frauen, die Arabisch sprechen, sind besonders begehrt. Eine Bilanz aus Kreuzberg zeigt, was sie leisten können und wo sie gebraucht werden

Die Gegend um den Görlitzer Bahnhof in Kreuzberg gilt als sozial schwach. Hier leben viele Familien mit ausländischen Wurzeln, oft von staatlichen Leistungen und in einer Parallelwelt. Häufig sprechen ihre Kinder beim Schulstart schlecht Deutsch. 2009 begann im Kiez die Ausbildung von Stadtteilmüttern, die sich für Bildung und Integration stark machen. Rund 100 000 Euro kostet das den Bezirk, den Europäischen Sozialfonds und die Jobcenter im Jahr. Das Projekt läuft bis 2011. Sozialpädagogin Anke Dietrich vom Diakonischen Werk Stadtmitte zieht als Leiterin erste Bilanz.

Stadteilmütter kommen auch nach Hause. epd-bild / Marko Priske
Stadteilmütter kommen auch nach Hause. epd-bild / Marko Priske

ND: Was genau leisten die neuen Stadtteilmütter?
Sie sind ein Vorbild. Sie leben Integration vor. Stadtteilmütter sind mehrsprachig und legen großen Wert auf Bildung und Kindererziehung. Sie machen Eltern zum Beispiel darauf aufmerksam, dass es wichtig ist, einem Kind vor der ersten Klasse ein Buch in die Hand zu geben. Stadtteilmütter wissen viel über Religionen, Traditionen und Kulturen. Sie gehen respektvoll damit um und vermitteln Toleranz. Im Kern geht es ihnen darum, dass Kinder zum Schulstart die gleichen Chancen bekommen.

Können Stadtteilmütter einen Kiez verändern?
Es sind kleine Schritte. Aber wir sind spürbar weiter als vor einem Jahr. Wir haben jetzt 26 ausgebildete Stadtteilmütter, die insgesamt 10 Sprachen beherrschen. Wir sind in 57 Familien zu Gast, in Kitas, Grundschulen sowie in Familien- und Nachbarschafstzentren. Als sichtbares Ergebnis haben wir mehr Anmeldungen für die Kitas.

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