»Man könnte Effizienz auch ganz anders definieren«

Der Soziologe Fritz Reheis über falsch genutzte Technik, das kapitalistische Hamsterrad und daraus resultierenden Zeitdruck

Fritz Reheis ist promovierter Soziologe und habilitierter Erziehungswissenschaftler. Er forscht und lehrt als Privatdozent an der Universität Bamberg und ist Autor der Bücher »Entschleunigung: Auswege aus dem Turbokapitalismus«, »Die Kreativität der Langsamkeit« und »Bildung contra Turboschule!«. Zur Leipziger Buchmesse erscheint sein neues Werk: »Wo Marx Recht hat«. Im ND-Gespräch fordert Reheis eine neue Zeitpolitik und ein ebensolches ökonomisches System – damit Mensch, Natur und Kultur sich in angemessener Ruhe reproduzieren können.

Turbokapitalismus-Kritiker Reheis
Turbokapitalismus-Kritiker Reheis
ND: Glaubt man dem aktuellen »Spiegel«, sind unsere Spitzenpolitiker Informations-Junkies, die permanent an ihren internetfähigen Kleingeräten hängen und immer schneller immer murksigere Politik machen. Allen voran: die andauernd SMS schreibende Kanzlerin. Politik beschleunige und verdichte sich, resümiert das Magazin unter der Überschrift »Die zerhackte Zeit«. Warum diese Eile?
Reheis: Zum einen wird ja oft ja oft gesagt, dass die Eile hausgemacht sei, zum Beispiel, weil die Regierung Zeitdruck auf das Parlament ausübt. Zum anderen, und das ist glaube ich wichtiger, leidet die Politik unter dem Zeitdiktat der Ökonomie. Die Ökonomie hat einen großen »Vorteil«: Sie kann relativ rücksichtslos über die Bedürfnisse von Menschen hinweggehen, zumindest gilt das für die Finanzökonomie, die den Takt angibt. Die Politik ist immer langsamer, vor allem dann, wenn wir von demokratischer Politik sprechen. Sie hat deshalb ein massives Zeitproblem.

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