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Nazis bauen am Amtsgericht

Bekannter Rechter saniert als Subunternehmer / Behörde: Aufträge nicht nach politischer Einstellung

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.
Abrissunternehmer Sven Krüger aus dem winzigen Örtchen Jamel bei Wismar sorgt mal wieder für Schlagzeilen: Der unter anderem wegen Landfriedensbruchs einschlägig vorbestrafte Neonazi verdient mit seiner Firma ausgerechnet bei der Fassadensanierung des Kieler Amtsgerichts sein Geld.

Der Mann in dem blauweißen Fischerhemd feierte bereits als Teenager Hitlers Geburtstag, inzwischen macht er aus seinem Gedankengut keinen Hehl, sitzt er doch für die NPD im Kreisparlament von Nordwestmecklenburg. Nach Recherchen des Online-Portals »Blick nach rechts« scheint der aktuelle Fall nicht der einzige Auftrag zu sein, für den Krügers Firma herangezogen wurde. Meist tritt er wie in Kiel nur als Subunternehmer auf. Bei der regulären Ausschreibung hat die in Harrislee bei Flensburg ansässige Firma Betonsanierung-Industrieanstrich-Korrosionsschutz (BIK) Uhr GmbH den Zuschlag vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein bekommen. Uhr ist seit Jahrzehnten ein umtriebiger Geschäftsmann im Raum Flensburg. Auf Nachfrage erklärt man bei BIK Uhr, man habe nichts von den rechtsgerichteten Aktivitäten Krügers gewusst. Wortgleich fällt das Statement vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein aus.

In seiner Abbruchfirma hat Krüger durchweg Männer mit rechtsextremer Gesinnung beschäftigt. Auf den Autotüren ist ebenso wie auf der Kleidung des Handwerkertrupps neben dem Slogan »Männer fürs Grobe« ein Logo zu sehen, auf dem ein Bauarbeiter mit einem Hammer einen Davidstern zertrümmert. Deshalb haben die Grünen aus Lübeck jetzt Strafanzeige gestellt, denn sie sehen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Auch die LINKE im Kieler Landtag hat reagiert. Ihr Abgeordneter Björn Thoroe fordert von der Landesregierung, dafür Sorge zu tragen, dass künftig keine öffentlichen Aufträge mehr an Nazi-Firmen vergeben werden. Ein Sprecher vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein hält dem entgegen, dass Aufträge nicht nach politischer Gesinnung vergeben werden.

Krüger, dem auch Verbindungen zu den neonazistischen »Hammerskins« nachgesagt werden, hat durch martialisches Auftreten viele Jahre Bewohner in Jamel eingeschüchtert. Befragt man den zuständigen parteilosen Bürgermeister Uwe Wandel aus der Gemeinde Gägelow, zu der Jamel gehört, erfährt man, dass offen oder anonym bedroht wurde, wer sich Krüger in den Weg stellte. In den letzten Jahren hat Krüger Gesinnungsgenossen animiert, sich in Jamel niederzulassen. Dort findet sich am Ortseingang ein Findling mit der neonazistischen Widmung »frei – sozial – national«. Ebenso stößt man in dem Dorf auf einen hölzernen Wegweiser, der unter anderem die Entfernung nach Braunau, dem Geburtsort Hitlers, aufzeigt.

Krüger hat im nahe gelegenen Grevesmühlen eine ehemalige Betonfabrik gekauft. Dort hat er offiziell im vergangenen Frühjahr ein Parteibüro und Bürgerzentrum der NPD errichtet, das aber eher wie ein streng militärisch bewachter und ausgestatteter Hochsicherheitstrakt anmutet. Dem Bauwerk haben die Nationaldemokraten den Namen »Thing-Haus« verpasst. Auch aktuell beschäftigt sich die Justiz in Schwerin mal wieder mit Krüger. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen Hehlerei.

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