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Stehaufmann
Hans Rehfeldt / Der 87-Jährige ist heute 60 Jahre beim Neuen Deutschland
Es ist eher selten, wenn Zeitungen in eigener Sache ihre Rubriken füllen. Aber weil der Anlass ein noch seltenerer ist, macht ND eine Ausnahme. Sage und schreibe 60 Jahre ist Hans Rehfeldt mit dem heutigen Tag Mitarbeiter in der ND-Redaktion. War also schon zu einer Zeit journalistisch aktiv, als selbst die Älteren unter uns noch nicht oder gerade erst geboren wurden. Und hatte da als 27-Jähriger bereits von all dem, was das 20. Jahrhundert in seiner ersten Hälfte an Schrecklichem parat hielt, allerhand hinter sich: Militärwaisenhaus, Wehrmacht, sowjetische Kriegsgefangenschaft. Wen wundert da, dass der gelernte Elektriker danach – gewappnet durch Antifaschule und Redakteurslehrgang – einen begeisterten Neuanfang beim SED-Zentralorgan wagte.
Jahrzehnte war Hans als »Baulöwe« in der DDR bekannt wie ein bunter Hund, hat auf allen Großbaustellen zwischen Großem Dreesch in Schwerin und Gera-Lusan, zwischen Stalinallee und Marzahn in Berlin recherchiert und unzählige Reportagen veröffentlicht. Dass in denen gar oft der zum Lied gewordene Optimismus »Bis 1990, so sagt die Partei, sind wir aller Wohnraumsorgen frei« mitschwang, ist nicht etwa falsch verstandener Parteilichkeit geschuldet, sondern tiefster Überzeugung. Das DDR-Wohnungsbauprogramm war Hans' Mission.
Doch es kam bekanntlich anders. 1989/90 zeigten die Fundamente der Großbaustelle DDR tiefe Risse. Hans begab sich gerade deshalb nicht aufs Altenteil. Er startete als Berichterstatter diverser Proteste gegen die um ein Vielfaches gestiegenen Mieten im Osten oder die verheerenden Auswirkungen des bundesdeutschen Diktats »Rückgabe vor Entschädigung« noch einmal richtig durch. Inzwischen arbeitet der Pankower im nunmehr schon fast 20 Jahre alten Ratgeber des ND ehrenamtlich und an beinahe jedem Werktag bis heute mit. Und nicht nur das. Gefällt ihm etwas in der Zeitung nicht, weiß er das Instrument der Blattkritik durchaus laut und vernehmlich zu nutzen. Dass Hans darüber hinaus mit manch erschröcklicher oder putziger Episode aus der Geschichte durchaus zu Erheiterung wie Erhellung beitragen kann, wird im Haus gern genutzt – und zwar nicht nur zum demnächst fälligen 65. Jahrestag des ND.
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