Spielplatzinitiative in Gefahr

Bundesstreichungen angekommen – geförderte Arbeitsplätze in Marzahn fallen im Februar weg

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Lange Zeit galt Marzahn-NordWest als gelungenes Beispiel für den Stadtumbau Ost. Die Ahrensfelder Terrassen sorgten für positive Schlagzeilen für den Bezirk. Seit elf Jahren arbeitet im Norden von Marzahn das Quartiersmanagement, das seit einem Jahr Quartiersbüro heißt.

Auf einer Stadtteilkonferenz wurde jetzt ebenfalls ein positives Bild des Wohngebietes gezeichnet. Rund 22 000 Menschen leben in Marzahn-NordWest, darunter Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, Vietnamesen und Roma. Nach einer Umfrage des Quartiersbüros fühlen sich 64 Prozent wohl im Bezirk, 83 Prozent der Befragten sind mit ihrer Nachbarschaft zufrieden. So schlussfolgerte Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (LINKE), dass elf Jahre Quartiersmanagement ihre »positiven Spuren hinterlassen haben«.

Die Streichungen im Bundesprojekt der »Sozialen Stadt« sind noch nicht im Quartier angekommen, weil die Mittel vom Berliner Senat ausgeglichen wurden. Damit kann die Quartiersarbeit – wenigstens in diesem Jahr – so weitergehen. Doch die Streichungen bei der Arbeitsförderung machen sich bei den ersten freien Trägern im Bezirk bemerkbar. Dagmar Pohle befürchtet »drastische Einschnitte bei der Mittelzuweisung für Eingliederungsmaßnahmen von Arbeitslosen«. Die Streichungen gehen »deutlich zu Lasten von Beschäftigungsmaßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes«, erklärte Dagmar Pohle. Sie befürchtet »einen Rückgang bei den sogenannten 1,50-Euro-Jobs von über 50 Prozent und bei den Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante von ca. 75 Prozent«.

Bei den ersten freien Trägern im Bezirk sind inzwischen die Streichungen der schwarz-gelben Bundesregierung in der Arbeitsmarktpolitik angekommen. Ein Beispiel ist die Spielplatzinitiative Marzahn. »Wir haben so wenig Leute, dass wir die Spielplätze nicht mehr betreiben können«, beklagte Susanne Schossig vom Vorstand des Vereins während der Stadtteilkonferenz. »Der Verein wurde in der Wendezeit gegründet, um bessere Spielmöglichkeiten für die Kinder zu schaffen«, erklärte Dieter Reichelt. Die Spielplatzinitiative betreibt seit 20 Jahren den Abenteuerspielplatz in Marzahn-West und den Spielplatz mit der Umweltstation Alpha II in Marzahn-Nord. »Beide Plätze sind zu kleinen Kulturoasen im Norden geworden«, sagte Susanne Schossig, denn in der Umweltstation gibt es auch Ausstellungen und Konzerte.

Der Verein arbeitet ohne feste Arbeitsplätze, im vergangenen Jahr hatte er noch 35 Mitarbeiter in verschiedenen Fördermaßnahmen. Die laufen Ende Januar aus. Damit verbunden waren auch immer Sachmittel, die der Verein für die Betriebskosten der beiden Spielplätze benötigte. Diese Mittel fallen nun auch weg, so dass kein Geld mehr für Wasser und Strom zur Verfügung steht.

Die Spielplatzinitiative hat den Stadtkindern in den zwei Jahrzehnten alte Handwerkstechniken vermittelt, an der Umweltstation gibt es einen Kräuterkarten, auf dem Abenteuerspielplatz in Marzahn-West haben die Kinder den Umgang mit Hammer, Nägeln und Brettern erlernt und sich ihr eigenes Traumhaus bauen können. Auf dem Gelände konnten die Kinder ungestört rumtollen, Schneeballschlachten machen oder im Sommer in Zelten übernachten. Über 4000 Kinder wurden auf jedem der beiden Plätze betreut, vor allem aus den Grundschulen. Das alles soll nun zu Ende gehen.

»Ab Februar haben wir nur noch drei Mitarbeiter, damit sind die beiden Spielplätze gefährdet«, erklärte Susanne Schossig. Die Spielplatzinitiative soll zwar zwei Mitarbeiter von den 150 Bürgerarbeitsplätzen im Bezirk bekommen. Doch dafür muss der Verein jeweils 250 Euro Eigenmittel zur Finanzierung aufbringen – eine unüberwindbare Hürde. Für Susanne Schossig und Dieter Reichelt wäre es ein Verlust für den Bezirk, wenn gerade bei wieder steigenden Kinderzahlen diese beiden Spielplätze geopfert werden.

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