Öko-Asphalt auf Hamburgs Straßen
Belag wird zu 100 Prozent wiederverwertet
An Hamburgs berühmtem Jungfernstieg wurde bereits 1838 ein neues Kapitel im Straßenbau eröffnet – dort wurde damals erstmals in Deutschland ein Asphaltbelag verwendet. Im vergangenen Herbst begann ebenfalls in Hamburg eine neue Revolution: Jetzt wird der schwarze Straßenbelag grün. Ein 500 Meter langer Abschnitt des Pollhornweges am Hamburger Hafen hat den Beweis erbracht, dass für eine neue Asphaltdecke der alte und abgenutzte Belag zu fast 100 Prozent wiederverwendet kann.
Das neue Verfahren bringt erhebliche Vorteile für Natur und Staatskasse. »Anders als bisher üblich mussten weder erdölbasiertes Bitumen noch nennenswerte Anteile von Mineralstoffen wie Sand und Split neu gewonnen, energieintensiv aufbereitet und herangefahren werden«, erklärt Gerhard Riebesehl, Geschäftsführer des Baustoffherstellers Storimpex AsphalTec in Glinde bei Hamburg. »Erstmals wurden hier bei der Sanierung einer öffentlichen Straße nicht nur die beiden unteren Schichten des Straßenbelages wiederverwertet, sondern auch die oberste Fahrbahnschicht.« Diese habe bislang als technisch zu anspruchsvoll gegolten, als dass sie unter Verwendung eines hohen Anteils von recyceltem Asphalt hätte hergestellt werden können.
Kein Restschutt mehr
Die neue Technik zur Herstellung grünen Asphalts zielt speziell auf die Fahrbahnerneuerung. Zunächst wird der alte Fahrbahnbelag abgefräst, seine Bestandteile werden sorgfältig nach seinen verschiedenen Asphaltqualitäten getrennt. Für die anschließende Aufbereitung der schwarzen Masse verwendet das Glindener Unternehmen eine neuartige Wax-Öl-Kombination als Zusatzmittel. Mit ihr lässt sich in der Mischanlage der Härtegrad des aufbereiteten Asphalts exakt einstellen, die Einbautemperaturen lassen sich um mehr als 30 Grad absenken. Die Entsorgung von Bauschutt entfällt. Die Produktionskosten fallen etwa um ein Drittel geringer aus als beim herkömmlichen Verfahren.
Die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ist begeistert. Sprecherin Helma Krstanoski kündigt an: »Wir wollen noch weitere Straßen damit asphaltieren.« Auch in anderen Städten und Gemeinden regt sich Interesse. Allerdings verhindert das für die Länder verbindliche Straßenbautechnische Regelwerk bislang den Umstieg auf den grünen Asphalt.
Hamburg habe diese Vorschriften »in vielen Dingen abgeändert und passend gemacht«, sagt der zuständige Bauingenieur in der Stadtentwicklungsbehörde, Michael Omen. Noch befinde sich die neue Technologie in der Versuchsphase. »Wir werden sie regelhaft frühestens in drei Jahren einsetzen.« Denn Restrisiken seien nicht gänzlich auszuschließen. Sobald aber der grüne Asphalt in größeren Mengen produziert werden könne, sei mit noch weiteren Kostenersparnissen zu rechnen, meint Omen.
Großprojekt in Brasilien
Bundesweit fallen jedes Jahr 14 Millionen Tonnen Asphaltabfälle bei der Fahrbahnsanierung an. Das Material der alten Beläge wird schon seit Ende der 1970er Jahre wiederverwertet, bis heute allerdings nur für den Unterbau. So konnten die erneuerten Fahrbahnen bislang nur zu 40 Prozent mit Alt-Asphalt gewalzt werden. Die restlichen Abfälle werden mitunter als Baustoffe für die Produktion von Lärmschutzwänden verwertet.
Durch die neue Technologie wird die Recycling-Quote nun auf fast 100 Prozent erhöht. Seit dem Jahr 2006 hat Storimpex AsphalTec bereits rund 12 000 Tonnen grünen Asphalt verbaut, der sogar dem Schwerlastverkehr standhält. Allerdings ging es dabei bislang nur um private Fahrbahnen, nicht um öffentliche. Jetzt winkt möglicherweise sogar ein Großprojekt in Brasilien. Dort will die Regierung mehrere hundert Kilometer Fahrbahn durch das Gebiet des Amazonas asphaltieren lassen.
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