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Polizisten aus der DDR in Namibia

Förderpreis für Magisterarbeit über die einstige deutsch-deutsche UNO-Friedensmission

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Die brandenburgische Rosa-Luxemburg-Stiftung hat es mit einer Publikation auf die Internetseite der namibischen Botschaft geschafft. Dabei handelt es sich um die Magisterarbeit von Daniel Lange »Auf deutsch-deutscher UN-Patrouille«, die sich mit der polizeiliche Beobachtereinheit der DDR in Namibia 1989 und 1990 befasst. Die Arbeit wurde jetzt bei einem Empfang der Luxemburg-Stiftung mit einem Förderpreis ausgezeichnet.

Lange entriss mit seiner Abhandlung einen absonderlichen geschichtlichen Vorgang dem Vergessen. Er beleuchtete den einzigen Fall, in dem beide deutsche Staaten sich gleichzeitig mit Polizeieinheiten an einer UNO-Friedensmission beteiligt hatten. Ab April 1989 hatte die UNO mit der Mission den politischen Übergangsprozess in Namibia unterstützt. Die einstige Kolonie Deutsch-Südwestafrika war zuvor lange von Südafrika besetzt gehalten worden.

Während in dem afrikanischen Staat zwischen dem 7. und dem 11. November 1989 die Nationalversammlung gewählt wurde, fiel am 9. November in Berlin die Mauer. DDR-Polizisten stabilisierten also die Konstituierung eines unabhängigen Namibia und in der selben Zeit begann ihr eigener Staat zu verschwinden.

Wie der Geschäftsführer der Luxemburg-Stiftung, Detlef Nakath, mitteilte, hat die namibische Botschaft eine Information über die Publikation auf ihre Internetseite gestellt. Autor Daniel Lange, geboren 1980, studierte Neueste und Mittelalterliche Geschichte und trieb Südostasien-Studien an der Berliner Humboldt-Universität. Er hatte sechs Teilnehmer der damaligen DDR-Polizeieinheit und drei der bundesdeutschen Mission befragt, die Vorbereitung der DDR auf diesen UNO-Auftrag in Archiven rekonstruiert und selbst in Namibia recherchiert.

Auf dem Empfang legte Siegfried Prokop eine Bilanz des Wirkens der brandenburgischen Rosa-Luxemburg-Stiftung im vergangenen Jahr vor. Ein Film über Sibylle Boden-Gerstner, die Gründerin der DDR-Modezeitschrift »Sibylle«, gewährte einen anregenden Blick sowohl auf die heute in Kleinmachnow lebenden Dame als auch auf die Sicht ihrer Enkelin, der Babelsberger Filmstudentin Laura Laabs. Sie hatte den Film über ihre Großmutter gedreht. Der Streifen trägt den Titel »Enkel der Geschichte«. Das Fazit aus dem Mund der Regisseurin: Ihre Oma war in der Nazizeit zu jüdisch, in der DDR zu bourgeois und ist heute zu links.

Die Regiestudentin erklärte, dass die Generationen des 20. Jahrhunderts bei schweren gesellschaftlichen Brüchen und Umbrüchen immer auch identitätsstiftende Orientierungen mit auf den Weg bekamen. »Das fehlt meiner Generation«, sagte sie nachdenklich.

Daniel Lange: »Auf deutsch-deutscher UN-Patrouille. Die Polizeiliche Beobachtereinheit der DDR in Namibia (1989/90)«, Schkeuditzer Buchverlag, 176 Seiten, 15 Euro

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