Der Thron hat mächtig gewackelt
Dänemark zeigt trotz der Niederlage im WM-Finale, dass Frankreichs Handballer keine Außerirdischen mehr sind
Als Dänemarks Handballer gestern von Malmö aus die kurze Heimreise über den Öresund antraten, fuhr neben den silbernen Medaillen auch neue Kampfeslust mit. »Uns gehört die Zukunft. Wir haben jetzt schon gezeigt, dass wir den Franzosen ebenbürtig sind«, sagte Linksaußen Anders Eggert. Der Frust über das 35:37 im WM-Finale war der Freude über den größten Erfolg seit dem zweiten WM-Platz vor 44 Jahren gewichen. Und die Art und Weise der Niederlage in der Verlängerung machte nicht nur den Dänen Mut, dass bald schon gelingt, was in Malmö noch knapp verfehlt wurde – das Ende der französischen Siegesserie.
Die Olympiasieger, Europameister und nun auch Wiederholungsweltmeister aus Frankreich ließen sich gestern nach der Ankunft in Paris von den Fans auf den Champs-Élysées feiern. »Vier Titel in Serie – ich kann noch gar nicht fassen, dass wir das geschafft haben«, meinte der zum besten Spieler des Turniers gewählte Nikola Karabatic. »Ich bin erleichtert, denn es war sehr schwer.« Neben dem insgesamt vierten WM-Pokal brachten die Franzosen auch die Erkenntnis mit nach Paris, dass ihr Thron mächtig gewackelt hat. »Es war verdammt eng«, sagte Trainer Claude Onesta. »Die Dänen sind uns sehr nahe gekommen und sie haben ein sehr junges aussichtsreiches Team genauso wie die Schweden.«
Fast das ganze Finale hatte das von Karabatic gelenkte Team geführt. »Nikola war außerirdisch«, meinte Kreisläufer Bertrand Gille. Dass der Rückraumstar und sein Team aber doch von dieser Welt sind, war mit zunehmender Spieldauer immer deutlicher geworden. Torwart Thierry Omeyer hatte nicht seinen besten Tag und die Dänen nutzten jede Lücke in der Abwehr. »Vor allem Mikkel Hansen war überragend. Was er so wirft, ist nicht zu fassen«, lobte Gille auch das dänische Rückraumass, der wie Karabatic zehn Treffer erzielte. Der Unterschied lag letztlich in der Kaltschnäuzigkeit des Seriensiegers in den letzten Minuten der Verlängerung. »Wir waren nicht routiniert genug. Zwei kleine Fehler und das war es«, meinte Hansen und auch Linksaußen Lars Christiansen machte den verlorenen Titel an der Finalerfahrung des Gegners fest: »Die Franzosen waren nicht besser. Sie waren einfach abgezockter.«
Die Dänen blicken nun hoffnungsvoll auf die nächsten Großereignisse im kommenden Jahr: die EM im Januar in Serbien und Olympia im Sommer in London. »Wir haben gezeigt, dass wir auf einem Level mit dem besten Team der Welt sind. Ich hoffe, dass sich beide künftig häufiger im Finale treffen«, meinte Dänemarks Trainer Ulrik Wilbek und auch Christiansen, mit 38 Jahren einer der wenigen Routiniers, hofft auf baldige Erfolge: »Ich wäre doch dumm, wenn ich jetzt aufhören würde. Wir haben so viele junge Spieler, die schon sehr gut sind und noch reifen. Mit Dänemark kann man in den nächsten Jahren rechnen.«
Auch die Franzosen wollen sich nicht allzu lange an ihrem Erfolg laben. »Wir werden beim nächsten Wettbewerb wieder alles geben«, sagte Bertrand Gille und verwies auf die ebenfalls noch jungen Nachrücker im Team. William Accambray und Xavier Bacharet, beide erst 22 Jahre alt, hatten die verletzten Routiniers Daniel Narcisse und Guillaume Gille im Rückraum glänzend ersetzt. »Für sie war es gut, Erfahrung zu sammeln. Das macht unser Team künftig noch stärker«, meinte Gille. Satt wirkte keiner der Weltmeister und Trainer Onesta bekräftigte den bleibenden Erfolgshunger noch einmal auf französische Art: »Wenn Du einmal eine schöne Frau liebst, willst Du sie immer wieder lieben.«
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