Streit um Sicherung von Ölplattform
RWE Dea baut im Wattenmeer
Das Unternehmen RWE Dea jedoch hat mitten im Nationalpark Wattenmeer, seit 2009 Weltnaturerbe, erst einmal Tatsachen geschaffen. Das Ölförderunternehmen betreibt sieben Kilometer vor der Küste die Plattform »Mittelplate«. Um diese gegen die Gefahr einer Unterspülung durch einen Wanderpriel abzusichern, will die RWE-Tochter rund um die Bohr- und Förderinsel 8,1 Hektar Watt mit Vliesplatten abdecken und bis zu elf Meter hohe Spundwände in den Meeresboden bauen. Für diesen sogenannten Kolkschutz bedarf es einer Genehmigung durch das in Clausthal-Zellerfeld ansässige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie.
Doch das Unternehmen wollte diese anscheinend nicht abwarten. Gegen das Vorhaben liegen dem Geologieamt 28 Einwendungen von Naturschützern vor. Zu den erklärten Gegnern der Ölförderung in der Nordsee gehören auch die Schutzstation Wattenmeer und die Umweltorganisation WWF. Sie wehren sich nicht nur gegen die Überbauung des Watts, sondern sind besonders erbost darüber, dass RWE Dea seit 2006 bereits eigenmächtig die Hälfte der beantragten Fläche bedeckt hat. »Es kann nicht sein, dass für den Bau eines Fahrradweges strengere Vorschriften gelten als für eine Bohrinsel«, sagt Marlies Fritzen von den Grünen. Das Unternehmen begründet sein Handeln damit, schnell auf Sturmschäden reagieren zu müssen.
RWE Dea versteht die kritischen Stimmen aus der landespolitischen Opposition nicht, schließlich speise die Förderabgabe den schleswig-holsteinischen Haushalt allein im vergangenen Jahr mit 79 Millionen Euro. Der Betreiber hat erst im Mai 2010 seine Förderkonzession um weitere 30 Jahre verlängert bekommen und bemüht sich um die Genehmigung für weitere Erkundungsbohrungen. Die Linke übt dabei Kritik an der Konzessionsvergabe, weil bereits damals die Prielproblematik bekannt gewesen sei.
Die seit 1987 betriebene »Mittelplate« ist das größte deutsche Ölfeld. Hier werden rund zwei Drittel der gesamten inländischen Fördermenge aus zum Teil 3000 Meter Tiefe zutage gebracht. Das waren bisher mehr als 25 Millionen Tonnen Rohöl. Rund 1000 Arbeitsplätze sind in Schleswig-Holstein mit der Ölförderung in der Nordsee verbunden.
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