Wasserschwund in Andental

»Global Nature Fund« nennt Laguna de Fúquene »Bedrohten See des Jahres 2011«

  • Benjamin Beutler
  • Lesedauer: 2 Min.
Der einst größte See Kolumbiens droht wegen Viehzucht und Landwirtschaft zu verschwinden. Die internationale Umweltstiftung »Global Nature Fund« (GNF) hat das Gewässer deshalb zum »Bedrohten See des Jahres 2011« erklärt.
Die Laguna de Fúquene im Nordosten Kolumbiens
Die Laguna de Fúquene im Nordosten Kolumbiens

Nur 80 Kilometer von Kolumbiens Millionen-Hauptstadt Bogotá entfernt erstreckt sich der Fúquene-See. In einem östlichen Andental auf einer Höhe von 2540 Metern zwischen den Departamentos Cundinamarca und Boyacá gelegen, ist der See für 200 000 Menschen in den anliegenden 18 Gemeinden wichtigste Wasserquelle. Der See, Teil eines Verbundes von Flüssen, Feuchtgebieten und kleineren Seen im 1974 Quadratkilometer großen Ubaté-Tal, droht zu verschwinden.

Neben einer Übernutzung des Wassers ist der Raubbau an den Wäldern des Tales wohl Ursache der dramatischen Veränderung. Bedeckte vor 80 Jahren das Gewässer noch eine Fläche von rund 10 000 Hektar, so sind es heute nur noch 3000 Hektar. Viehzucht, Ackerbau und Bergbau bedrohen das wichtige Wassernetz. Zugleich sind vom Menschen unberührte Primärwälder durch Abholzung so gut wie verschwunden. Nur noch zehn Prozent der Fúquene-Senke sind bewaldet. 53 Prozent der Flächen werden für den Kartoffelanbau, 35 Prozent als Weiden für Milchkühe verwendet. Gemeinden und Viehbetriebe leiten immer mehr ungeklärtes Abwasser ein. Ergebnis der Überdüngung: Pflanzen wie Wasserhyazinthe und Wasserpest überwuchern alles und der See verlandet.

»Falls keine sofortigen Maßnahmen getroffen werden, ist der Umweltkollaps in den kommenden zehn Jahren unausweichlich«, warnt Hendrik Hoeck, Biologe, Südamerika-Experte und Präsidiumsmitglied des Global Nature Fund (GNF) vor dem Verschwinden des Fúquene-Sees. Nicht nur ein Gebiet mit »einzigartiger Artenvielfalt« würde für immer zerstört werden. Auch die Milchwirtschaft, die für die lokale Bevölkerung überlebenswichtig ist, hätte infolge des sinkenden Grundwasserspiegels mit »großen Problemen« zu rechnen.

»Es ist schon sehr paradox, denn wenn die Regierung weiterhin zulässt, dass immer neue Flächen trockengelegt werden und dadurch der See bald stirbt, dann wird auch die Milchwirtschaft daran zugrunde gehen«, kritisiert der GNF-Biologe die Kurzsichtigkeit der Politik.

Seitens der Regionalverwaltung sei in Sachen Ökologie wenig zu erwarten. Durch den Bau eines Seitenkanals fördere sie die Trockenlegung des Sees. Wasser aus den Andenzuflüssen kann nicht mehr in die Lagune nachströmen, sondern gelangt direkt in den abfließenden Rio Suárez. Dabei seien die negativen Konsequenzen für Natur und Mensch unübersehbar. Fische, 32 Zugvogelarten sowie über 120 heimische Vogelarten wie Indianerdommel, Grünschnabelteichhuhn, Sumpfzaunkönig und Gelbkopfstärling sind in Gefahr. Heute ist der See so stark belastet, dass er stinkt und die Mehrzahl der Fische an Sauerstoffmangel verendet ist. Über 80 Fischerfamilien stehen am Rande des Ruins. Der noch junge Ökotourismus ist abgewürgt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.